Wohnmobil
 
Mit dem Wohnmobil unterwegs

 
Sonntag: Es ist Wahltag und es geht gleich vom Wahllokal auf die Autobahn Richtung Norden. Unser Ziel ist Neuharlingersiel. Wir versuchen wieder unser Glück mit QR-Code an der Stromsäule, aber es kommt weder eine Mail, noch eine Rechnung aufs Handy. Ich entdecke einen Aufkleber, dass der Parkautomat wieder in Betrieb ist. Gab wohl zu viel Theater. Nun ist alles wieder easy.
Abends wird es spannend mit den Wahlergebnissen, unsere Befürchtungen werden übertroffen. Wir stärken uns mit Grünkohl, den Peter zubereitet hat, für mich mit viel Veggiewurst. Lecker. Danke.

 



Montag: Wir wachen vom Sturm und dem Geschrei der Wildgänse auf, die das Wattenmeer nun verlassen und in Schwärmen ihren Flug fortsetzen. Auch Kraniche und Möwen machen sich auf den Weg. Wir stehen direkt neben dem Anleger nach Spiekeroog. Außer dem Katamaran und einem Versorgungsschiff legt hier nichts ab. Tideabhängig, nur zwei Fahrten am Tag. Jetzt gerade früh morgens und abends bei Flut. Es beginnt zu regnen, wir haben keinen besonderen Plan. Homepage, Facebook, lesen und warten, ob das Wetter sich beruhigt.
 




Ta
 
Weihnachtsmarkt in Stade - alle Jahre wieder ...
Donnerstag sind wir nach Stade gefahren. Zuerst zur Strickerei wie geplant. Mit unseren Troyern der Hausmarke Rymhart fielen wir natürlich sofort auf. Ich in rot, Peter in schwarz. Und nun sollte es für mich ein gefütterter Troyer in klassischem Blau sein. Der ist zwar schwer und etwas umständlich anzuziehen, hält aber wesentlich besser Wind und Kälte ab. Und dann habe ich mich noch für einen blauen Strickrock entschieden, Peter für zwei leichter Pullis und ein Geschenk für seine Tochter. Uhiiii, das war eine Rechnung, bei der die nette Verkäuferin leuchtende Augen bekam. Die  (Schafwolle) haben ein Zertifikat, Garantie und eine Seriennummer. Zur Behebung von Schäden kann man die Pullover einschicken. Mein roter, den ich an hatte und der etwas eng war, wurde kurzerhand in der Werkstatt gedämpft und gedehnt. Das Angebot habe ich gerne angenommen, nun sitzt er angenehmer.

 

Weiter ging es zum Stellplatz nahe der Altstadt. Upps, 30 Womos standen schon da und als wir abends vom Weihnachtsmarkt wiederkamen, waren es 45.
Glühwein am Hafen, Schmalzkuchen, bummeln.

 

Abends spät gab es ein schwedisches Drama, Dokumentarfilm/Autobiografie auf arte, EVIL. Mit Vorwarnung wg brutaler Szenen. Wir hatten das dicke Buch gemeinsam im Literaturkreis gelesen und lange diskutiert. Daher mein großes Interesse. Nur dass gleich drei Teile hintereinander kamen, hatte ich übersehen. Durchgehalten, lange geschlafen morgens, bis die Sonne uns weckte. Nächsten Donnerstag geht es noch weiter...

Freitag: Mittags geht's noch einmal in die Stadt, ein bisschen shoppen und stöbern, Hafen und Kirche begucken, Flair 




Gleich dreimal kommen wir an der Glühweinbude mit den gemütlichen und geschützten Sitzecken vorbei und kehren ein. "Mit Schuss bitte". Der Weg zum Stellplatz später dauert ein bisschen länger. Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm und vorwärts, rückwärts, seit und ran. Ein Hut, ein Stock ...



Sonndabend, es geht wieder nach Hause ...




Wieder einmal Fedderwardersiel

"Nur die Harten kommen in den Garten". Wir starten sonntags bei Wind und Sonnenschein und kommen zwei Stunden später bei Sturm und Regen an. Wir finden auf dem Stellplatz eine einigermaßen trockene Nische, wollen ja nicht im Matsch versinken. Der Platz ist erstaunlich gut besucht mit ca 40 Wohnmobilen. Der Check in ist einfach, Hakan klopft an die Tür und kassiert. Nicht so ein QR-Code-Getüdel mit warten auf Mail und Rechnung, bevor es Strom gibt.

 


Wir beginnen mit Mittagsschlaf. Der Wind rüttelt am Womo, der Regen trommelt aufs Dach, sehr gemütlich. Später klart es auf, wir ziehen uns warm an und gehen zum Hafen gleich um die Ecke. Peter wusste schon, dass bei dem Wind kein Krabbenkutter ausgelaufen ist, keine Überraschung. Der Fischladen hat geöffnet, es gibt Rotbarsch zu kaufen. An einer Bude genehmigen wir uns einen Glühwein mit Blick auf Meer und Hafen. Unsere Nachbarn wollen ins Restaurant, alles voll, sie müssen mit einem Fischbrötchen vorlieb nehmen. Wir haben von gestern noch Salat und den leckeren Fisch, den Peter perfekt zubereitet. Inzwischen regnet es wieder. Peter wühlt unter den Betten rum und zaubert eine 5 Literflasche Apfelwein hervor, original Scharnhorster Abfüllung. Na, das wird eine Weile reichen für den Fernsehabend :-). Schmeckt auch heiß ?.

 


Montag: Der Wind hat abgenommen, aber es bleibt bedeckt. Mittags machen wir einen Spaziergang um den Hafen herum, beginnend mit der Glühweinbude.


 

 


Die Kutter werden morgen erst wieder rausfahren. Keine Krabben. Wir sind dicht bei den Deichschafen und Peter erzählt ein bisschen von seiner eigenen Herde Heidschnucken damals.


 


Das Wohnmobil ist gut geheizt, ich habe mir ein neues Buch runtergeladen und freue mich nun auf "Sofa" und lesen. Gegen Abend noch einmal aufs Meer gucken,  dann kochen und Fernsehabend.


Dienstag
Wir warten auf den Fischkutter. Der ist nicht in Sicht. Glühwein mit Blick in die Hafeneinfahrt ... und noch einen. Immer noch nix. Wir gehen am Wasser spazieren.

 

Erst gegen Abend kommt uns jemand im Lager mit einem verdächtigen Plastikbüdel entgegen. Peter macht sich sofort auf den sehr kurzen Weg zum Hafen und kommt mit reicher Beute wieder. Wie schön. Wir stellen Tisch und Stühle vorm Womo auf und pulen Krabben bis zum Sonnenuntergang. Das nächste Kilo morgen ...

 


Mittwoch: Ein letzter Blick auf das vor uns liegende Wattenmeer und dann ist Mobilmachung.

 


Wir fahren weiter nach Bremerhaven, da gucken wir gerade rüber. Ein paar Kräne sieht man am Horizont.
Wir setzen über mit der Weserfähre und sparen dadurch viel Zeit.

 


Beim Schifffahrtsmuseum finden wir sehr mühsam einen Parkplatz, voll und eng. Peter zirkelt millimetergenau. Passt. Wir schlängeln uns aus der Seitentür.

Wir gehen am Hafen entlang, durch die tolle Passage "Mediterraneum" und trinken bei Gosch einen Kaffee im Strandkorb draußen.


 


Im Museum gucke ich verwundert, wo dér ganze Kram hin ist, den ich wiedersehen wollte. Nur die Kogge steht frei aufgebockt, die ich von früher im Becken mit Formaldehyd kenne. Auf zwei Etagen Holzstückchen in Glasvitrinen. Hier bin ich falsch.

Als ich an der Kasse vorsichtig nachfrage, erfahre ich, dass es einen zweiten Eingang gibt für andere Deponate des Schifffahrtsmuseums, das ja gerade erst neu gestaltet wurde. Also raus und nebenan rein. Aber was ist das ... alles Technik, Mitmachkisten ...


 


Nicht mehr da das große Schiff mittendrin zum Begehen, das Wasserbecken mit Schiffen zum selbst steuern, die Originalkabinen auf der "Bremen", die nach altem Vorbild vornehm gedeckten Tische, alte Speisekarten, Gläser und Service, Schiffsmodelle, Modell der Weser mit den Platen und Untiefen, Galionsfiguren, der alte wunderschöne Seidenteppich von Frau Chrzsun gespendet (die besuchte meine Großmutter, Lotsenfrauentreffen, und ich durfte mit denen Rommee spielen. Auch meine Oma Dede war mit dabei, Frau Ricklefs, auch der Name tauchte im Museum auf.)
Es gab ein UBoot zum rundherum reinschauen, ein tolles Café mit Blick aufs Meer ... alles weg, ich bin total enttäuscht und nach einer halben Stunde durch statt früher nach drei Stunden.
Den Bewertungen im Netz sehe ich sofort an, dass die mit nur einem Punkt von 5 das Museum von früher kannten, die mit 4 oder sogar 5 waren das erste mal hier, haben nichts anderes erwartet. Aber ich bin wohl einfach nur zu alt geworden für Museen. Für Kinder sind Aktionen heute wichtiger.


 


Wir setzen um zum Stellplatz "Doppelschleuse" und haben Glück, dass gerade noch etwas frei ist von den 50 Stellplätzen. Gerade läuft das Forschungsschiff Komet ein, das ich schon mal besichtigen konnte. Der Straßenverkehr wird gestoppt, Brücke hoch, Schiff durch und wieder zuklappen.


Donnerstag: Wir verlassen den Stellplatz und fahren zum Fischerreihafen. Peter kann nicht an Fisch-Fiedler vorbei, Aale zum Räuchern, Fischfilets, Queller für Salat - und natürlich Fischbrötchen. Das ist nun der Abschluss der Kurzreise, es geht heimwärts ....

 







Mecklenburg Vorpommern ... Rügen


Über Lauenburg nach Mölln
Wie geplant gehen wir um 10:30 Uhr auf Strecke. Wir haben schönes Reisewetter, warm, kein Wind, wenig Sonne, die kommt erst später.
Erste Pause ist in Lauenburg auf einem Stellplatz direkt am Hafen. Gefällt mir gut, und die Altstadt ist auch in der Nähe, aber wir sind nur auf der Durchreise.
Am frühen Nachmittag kommen wir in Mölln an. Der Stadtrundgang ist etwas enttäuschend, weil die Fußgängerzone in voller Länge und Breite wg Bauarbeiten aufgerissen ist. Die Geschäfte haben natürlich sonntags geschlossen, leider auch die Kirche, die wir uns gerne angesehen hätten. Wir bestellen ein großes Bier mit Blick auf das Eulenspiegelmuseum.

 


Stralsund
Wir erkunden Stralsund. Zuerst finden wir das Zentrum nicht, bis wir endlich die sehr dezenten Wegweiser an Hauswänden finden.

Hier wurde der Bismarckhering erfunden

 



Wir vermissen etwas das Flair einer Altstadt, aber der Hafen ist schön, viel originelle Gastronomie.

 


Für das Komik- und Spielkartenmuseum bleibt keine Zeit. Aber nach Zwiebelkuchen und Heurigem in der Böttcherstraße besuchen wir das Meeresmuseum, da ist Peter sehr interessiert.

 

Zwar ist das Museum gerade im Umbau, red. Eintrittspreis, aber sehenswert. Vor allem, weil eine Klosterkirche als Ausstellungsräume genutzt wird.

 

 

Nicht nur schöne, auch traurige Deponate


Später auf dem Marktplatz noch ein Bier mit Pianomusik, bevor wir uns auf den Heimweg machen.

 


Ich dachte, ich schaffe den Rückweg locker, aber ich habe es dann doch bereut, dass wir für die 5 langen Haltestellen nicht den Bus genommen haben. Ich bin nämlich für den plötzlichen Sonnenschein viel zu dick angezogen. Morgens waren nur 14 Grad. Da bleibt mir leicht die Luft weg und ich bin froh, als ich wieder entspannt vorm Womo sitze. Uff, das war grenzwertig, obwohl es nur 6km waren.

Wir haben einen netten Stellplatz gefunden, sogar temit Shop. Spätestens, als Peter mit einer Buddel Whisky und Störtebeker zurückkommt von der Rezi, war klar: 

 Tag 3 - Ruhetag

 


Mein erster Versuch, im Womo die langen Haare zu waschen, ist wider Erwarten erfolgreich. Ich dachte nicht, dass der Schaum mit dem Pipistrahl der Dusche rausgeht und das Wasser reicht. Aber, juhu, es geht! Ich meide die vorhandenen Sanitärräume, zu umständlich alles. 
Morgens schaue ich beim Kaffee bei WhatsApp Status, was meine anderen Leute so machen: Marion aus NRW ist auf Langeoog angekommen, Heinrich postet Womo-Pause am Fjord in Norwegen, Klaudia hat ein Sofa Comic eingestellt, Wolfgang mit Jever und Krabbenbrot an der Küste, im Hintergrund ein Kutter. Sabine hat ein Bergvideo gedreht und sitzt nun vor einer Hütte mit Panorama und Zillerbier.

Kühlngsborn
Wir staunen nicht schlecht, als wir in Kühlungsborn beim Stellplatz ankommen. Schon auf der Straße stehen die Womos in Reihe. Wir stellen uns erst einmal dazu, es ist tatsächlich die Wartespur. Peter geht zu Fuß los und guckt, wo es lang geht. Wir bekommen die Einreisepapiere und fahren vor zum Check in. Vor uns taucht ein Follow me-Caddy auf und leitet uns durch eine Kleinstadt von Wohnmobilen zu unserem Stellplatz. Es sind hunderte!! 55Euro Gebühr und wir haben ein Grundstück für Zelt und PKW zusätzlich, das wir nicht brauchen. Dafür geht der Fernsehempfang nicht, steht ein Baum im Weg.



Durch einen Wald erreichen wir das Zentrum KüBo-West.


 
 


Wir schlendern an der belebten Promenade entlang, genießen die Aussicht auf die stahlblaue Ostsee und finden eine Guinnesskneipe. Ein Pint bitte. Nur 200m entfernt zeige ich Peter die Ferienanlage des Erholungswerks Post. Da haben wir als Familie damals zwei mal Urlaub gemacht in großen Abständen. Es hat sich kaum etwas verändert in der Anlage.

Bastian, erkennst du etwas wieder?

Wir sitzen noch etwas in der Sonne und gucken Leute, bis wir in unseren Hochsicherheitstrakt mit Chipkarten fürs Gelände zurückkehren.

Duschen, anziehen und kurzes Frühstück. Wir müssen um 10:00 Uhr das Gelände verlassen haben. Wir fahren noch eben an die Entsorgung und dann weiter nach Heiligendamm. Nur mal eben anhalten und gucken. Aber da gibt es nichts. Riesige tote Hotelanlagen, eine lange Promenade ohne was, keine Gastronomie, nur Zaun links, Wasser rechts.

 


An der Seebrücke stellen wir fest, dass wir den ganzen langweiligen Weg zurück müssen. Alles verriegelt und verrammelt, privat. Ein Sackgassenschild für FußgängerInnen wäre hilfreich gewesen. Die 2km hätte ich mir sparen können. Schnell wech hier ...
Eine kurze Fahrt später halten wir an einem tollen Hofladen und kaufen ein paar Vorräte.

 
 


 
In Warnemünde befindet sich der Stellplatz direkt in Verlängerung des Kreuzfahrtterminals. Ich glaube, es haben viele Leute ihr Womo hier abgestellt, um auf Kreuzfahrt zu gehen. Kein Stress mit Anreise, Verspätungen von Zügen oder Flugzeugen, Gepäck und Taxi. Dagegen ist die Standgebühr hier pipifax. Man kann einen Tag vorher kommen und den Koffer dann ein paar Meter zum Terminal ziehen. Nach Rückkehr erst einmal ausschlafen und danach Hause.
Der Parkplatz ist allerdings nur ein Platz zum Parken, kein Wasser, kein Strom, keine Entsorgung. Für eine Übernachtung wird es reichen.

Wir gehen zum "Alten Strom" und genießen das bunte Treiben. Mich stört die Vollheit nicht. Als erstes gibt es Tumult, als einer Frau von Möwen das Fischbaguette aus der Hand geklaut wird. Plötzlich streiten sich 20 Möwen mitten auf der Promenade wild kreischend und Flügel schlagend darum. Hitchcock lässt grüßen, wir grinsen breit und die Landeier sind geschockt. Haha. Wir haben schon das  nächste Opfer im Blick, die Möwen auch.
Hier gibt es viele kleine Läden, Mode, Schmuck, Schuhe, Tücher, Kitsch und viel Außengastronomie. Dazu die historischen Schiffe und Kutter. Peter schenkt mir bunte Socken und ich komme an einer witzigen Kette nicht vorbei.
Wir bleiben drei Stunden und sitzen zum Schluss noch beim Bier mit einer alten Frau aus Berlin zusammen, die auf den Reisebus wartet.

 

Der Grog schmeckt! Schönes Wetter, aber kühl


Abends gehe ich noch einmal vom Womo aus alleine übers Gelände. Ich habe beim Riesenrad ein paar beleuchtete Buden entdeckt, Oktoberfest, aber noch nix los. Dafür sehe ich einen netten Laden mit Café , der zur Pier gehört. Ich stöbere ein bisschen, kenne den Laden schon, komme direkt ans Schiff, schaue Sandkunst an und gucke ein bisschen Fährbetrieb. Das Kreuzfahrtschiff sagt noch nichts, wird morgen erst auslaufen. Ohne mich.

 



 





Sonnenschein und große Mobilmachung auf dem Platz. Tschüß, Moin, Grüß Gott, gute Fahrt. Wir sind dabei und setzen um nach Rügen. Peter ruft vorher in Bergen an wg Reservierung. "Nicht nötig, kommt her, der Krieg ist vorbei." Na dann, auf geht's.

 


Wir kommen schon kurze Zeit später auf Rügen an, finden einen schönen Stellplatz, preiswert und jeder Komfort, nur ist Bergen nicht fußläufig erreichbar. Macht nichts, wir stellen ein Sperrhütchen auf zur Reservierung und fahren mit dem Womo in die Stadt. In der Touristinfo erfahren wir, dass es keine Fußgängerzone zum Shoppen und Gucken gibt. Der Marktplatz ist Großparkplatz. Da nützen auch die schönen alten Gebäude herum nichts. Immerhin ein Café mit vielen freien Tischen. Drei sind besetzt, der Rest festgeschnallt. Nach kurzer Diskussion bewegt sich eine der drei gerade arbeitslosen herumstehenden Verkäuferinnen. Angeblich sind die Tische wegen Rutschgefahr gesperrt. Wir haben ein berechtigtes Fragezeichen im Gesicht, alles knochentrocken. Das nächste Paar kommt, bestellt Kaffee und Kuchen, gleiches Problem: "Wollen die hier nichts verkaufen?". Erst als eine kleine Reisegruppe kommt, ist plötzlich große Freigabeaktion für fünf weitere Tische. Geht doch!

Tolles Licht- und Schattenspiel in der Marienkirche

Peter möchte noch den alten Leuchtturm angucken und dann fahren wir zum Stellplatz zurück. Aus der Stadt ist für uns nicht mehr herauszuholen.
Wir fahren nach Putbus, das ist eine freundliche helle Stadt, Jugendstil, große weiße Häuser, viele Blumen und ein Park mittendrin. Peter hält überraschend bei "Nordwolle", aber mit dicken edlen Wolljacken habe ich ein Problem, kratzen meistens und sind schwer.

 



Weiter zum Bahnhof, wo wir gerade noch die Schmalspurbahn erreichen. Geplant war erst die nächste in einer Stunde. Wir fahren anderthalb Stunden durch ganz viel Landschaft mit dem Rasenden Roland. Das Meer sehen wir nicht, aber ich wollte die Fahrt schon sehr lange mal machen, war nur nie in dieser Gegend.

 


In Göhren steppt der Bär. Wir laufen ein bisschen und freuen uns dann über ein großes Bier im Schatten der Baumallee. Leider wir gerade das ganze Dorf beschallt mit Fußball im Radio. Dresden spielt. Gut gemeint, aber nervig. Die, die es wirklich interessiert, gucken rundherum den Livestream auf dem Handy und wollen den doppelten Ton gar nicht.

 

 


Der Zug fährt zurück nur bis Binz, da haben wir eine Stunde Aufenthalt, bevor es mit viel Dampf weiter nach Putbus geht. Unser Öko-Fußabdruck ist im Eimer, meine Güte, was für ein Qualm und Ruß.
Der Zug hat viele Bedarfshaltestellen, hält nur, wenn da Leute stehen. Das ältere Paar, das uns im Waggon gegenüber sitzt hat Pech. Der Schaffner (etwas lustig alkoholisiert) hat das Haltesignal verpasst. Da hilft auch kein Protest und eine Idee hat er auch nicht - außer schnell wech. Zurück fährt der Zug erst in zwei Stunden. Nun sind sie total aufgeregt. Kurz entschlossen bietet Peter den beiden an, mit uns in Putbus auszusteigen und sie mit dem Womo nach Hause zu bringen. Liegt fast auf unserem Weg. Das nehmen sie dankbar an und quetschen sich auf die Ersatzbank. Sie hätten sowieso noch 2,5 km von der Bahnstation laufen müssen und waren eh schon kaputt von einem Aufstieg zum Jagdhaus. So sind sie fast eher am Ziel und sehr dankbar.

 

Sonntag:
Wir starten zu einer großen
Rügenrundfahrt.
 

Es geht durch viel Landschaft, die Felder sind größer, als man gucken kann. Überall Alleen, die unter Denkmalschutz stehen, von der EU gefördert. Jeder Baum hat eine Nummer. Die Straßen sind schmal. Trabbimaß. Die 2,50m reichen gerade, wir brauchen 2,25m! Aber Peter kann es, Jahrzehnte Erfahrung. Ab und zu hat eine Strecke historisches Kopfsteinpflaster, sogenannte Bumsköppe. Im Schrank: "Hell die Gläser klingen, ein frohes Lied wir singen". Radfahrer leben hier fast überall gefährlich.

Prora ist unser erstes Ziel. Ich bin tief beeindruckt von der Gebäudekette, die nach der Wende entkernt und neu ausgebaut wurde. Das hat sich lange hingezogen und noch sind nicht alle Wohnungen vermietet. Die Häuser haben einen direkten Strandzugang, es gibt einige Hotels und viel Tourismus. Infrastruktur sehe ich keine. Peter weiß zu berichten, dass die Feriengäste sich nicht selbst versorgen sollten, sondern in Kantinen treffen - wo gleich ein bisschen für "politische Proparganda" gesorgt wurde. Die Nazis haben es nicht mehr hinbekommen, aber dem Zentralkommitee der DDR kam das für ihre Ferienanlage auch sehr entgegen.

 

 



Richtung Norden wird es bergig, taube Ohren, erinnert an den Harz, rechts und links dunkle Tannenwälder und tiefe Abgründe.

Sassnitz



In den Badeorten sind viele Parkplätze frei, aber für Wohnmobile gesperrt, teuer sind alle, ob Schranke oder Kassenhäuschen. Einmal steht das Sperrschild erst in der Einfahrt und wir wissen nicht, wie wir rückwärts wieder rauskommen sollen, vor uns die Schranke, hinter uns Autos, die unser Manöver nicht verstehen. Nach 5 nervigen Minuten ist es geschafft. Nun wollen wir Cap Arkona nicht mehr sehen. Grmpf.

 


Auf dem Rückweg nehmen wir eine kürzere Strecke zurück nach Bergen und überqueren den Bodden mit der Fähre.

 
 

Nach drei Tagen verlassen wir unsere kleine Stellplatz-Oase in Bergen. Ich habe mich das erste mal in den Sanitärbereich getraut, Bademantel, Shampoo, Handtücher, Kleingeld. Hat alles geklappt, schöne große Duschkabine mit Umkleide, zu verschließen und der Geldautomat ist innen, falls nachgeworfen werden muss. Nach 6 Minuten: Ihre Gesprächszeit ist beendet, ähhhh Duschzeit. Ich habe es punktgenau geschafft, die Seife aus dem Haar zu spülen.
In Bergen fahren wir zum Hörgeräteakustiker Kind, Peters einer Ohrhörer streikt. Unser Parkplatz im Parkverbot ist denkbar ungünstig, ich ahne das schon, aber Peter meint "geht". Nee, tut es nicht, nur für PKW. Bei jedem Liefer- und Krankenwagen oder SUV habe ich Angst um die ausladenden Spiegel. Alle schleichen vorbei, manche geraten fluchend an den Kantstein und andere setzen zurück zu einer Nebenstraße und biegen ab. Nach 20 Minuten Nervenkrieg kommt mir die Idee: aussteigen, Tür zuknallen, gegenüber Eis essen gehen. Peter kommt gerade noch rechtzeitig zurück "Wieso, ist doch nichts passiert." Ich fluche noch eine Weile still vor mich hin.
In Greifswald bessert sich meine Laune schnell, als wir eine letzte Lücke auf dem Stellplatz direkt an dem sehr großen Hafen bekommen. Tolle Promenade, Sonnenschein, sehr schöne Altstadt. Eine der sehenswertesten bisher für mich.

 

 

 

 

Unser Plan ist Peenemünde. Nun gibt es zwei kleine Probleme. Der Motor zieht nicht richtig bei höheren Geschwindigkeiten und das Wetter kippt. Wir fahren lieber Richtung Schwerin. Der Motor spielt überraschend wieder mit, aber es gießt. Ein Wolkenbruch jagt den nächsten. Peter fragt unterwegs " Oder willst du lieber noch einmal nach Warnemünde?" Jaaa - und 500m weiter ist auch schon die Ausfahrt. Ich programmiere das Navi um.

 

Diesmal haben wir einen Platz direkt an der Hafenzufahrt. Durch die nassen Scheiben sehe ich große Fähren aus Skandinavien vorbeifahren, Schlepper, Ausflugsboote, kleine Querfähren über den Strom.
Auch nach zwei Stunden gießt es unermüdlich, ein Schrankfach mit Kleidung und meinen Kabeln drin ist nass geworden, der Strom ist fast alle, wir stehen unter einem reifen Birnbaum, und wenn wir auf Gras stehen würden, wären wir schon eingesunken. Die Kanalisation unterwegs hat es in einigen Orten nicht mehr geschafft, Springbrunnen aus den Gullis.
Trotzdem machen wir uns auf den Weg zum Cruise-Terminal, da liegt die aidaMar, bereit zur Ostseereise. Am Alten Strom sitzen wir bei Regen unter einem Schirm beim Aperol Spritz, eigentlich wäre Glühwein passender gewesen. Peter bekommt kein Fischbrötchen mehr, alle Buden geschlossen. Pech. 

Gegen 18:00 Uhr kommt Bewegung ins Kreuzfahrtschiff. Leinen los. Wir stehen mit dem Womo fast daneben, nur ein Fußweg zwischen uns. Peter holt mir einen Stuhl, Cocktail und Regenschirm und ich bekomme Pipi in die Augen, als das Schiff dreimal langgezogen tutet und an uns vorbeigleitet. Auch einige Ausflugsboote begleiten mit viel Geräusch, Menschen winken sich zu.


 


Ich weiß genau, was an Bord los ist. Die Gäste haben die Kabinen bezogen, der Kapitän hat alle begrüßt, die Seenotübung auf Deck sechs ist vorbei und nun stehen alle mit einem Cocktail in der Hand oben an der Reling, schauen auf die Stadt hinunter und hören "Orinoco fly" von Enya über die Bordlautsprecher. "Sail away". Gleich werden alle nach passieren der Mole auf dem Meer sein, in die Kabinen gehen, Regenzeug aus und ab ans Büfett, später ins Theater .... Ich bin zwar nicht mit der Mar gefahren, sondern mit der Blue, aber die sind baugleich. Ich weiß noch, wo unsere Kabine ist ...



Tag 10: Früh morgens im Wohnmobil stellen wir fest, dass der Wassertank leer ist, es reicht gerade noch für einen Kessel Kaffeewasser. Upps, da hat wohl gestern eine Anzeige an der Frischwassersäule gesponnen, wir hätten noch 40l haben müssen. Wir springen in unsere Klamotten und rumpeln durch riesige Pfützen zum Wasserspender. Dann startklar machen und auf die Autobahn Richtung Heimat. Wir haben Glück und kommen staufrei mittags wieder in Verden an.





Niederlande - Holland

Montag
: In Alkmaar nutzen wir den teuersten Stellplatz, den wir je belegt haben. Aber dafür haben wir alles, was wir brauchen, stehen an einem Bach mit Schilf und Lampenputzern und haben eine eigene Wiese mit Sichtschutz.

 


 



Nachmittags fahren wir mit dem Linienbus in die Stadt. Es ist gerade Kirmes und sehr laut, ohrenbetäubend. Selbst Peter leidet, obwohl er seine Hörgeäte gar nicht trägt. Mir gefällt die Stadt auf Anhieb, quirlig, lebendig, bunt. Leider schließen die Läden um 17 oder 18Uhr schon. Ich wollte Zigaretten kaufen, hatte aber keinen Erfolg. Ich musste lernen, dass nur in Tabakgeschäften verkauft werden darf - und die muss man lange suchen, einer pro Stadtteil. Außerdem sind es nur kurze Öffnungszeiten und eine sehr geringe Auswahl. Der Verkauf in Supermärkten ist verboten, das Verbot an Tankstellen ist in Arbeit.
Peter hat große Probleme mit den Fahrrädern, die mit hohem Tempo zwischen den Fußgängern herumfahren, Rotlicht und Zebrastreifen missachten. Ich war schon oft in den Niederlanden, und bin besser darauf vorbereitet. Bloß nicht erschrocken stehenbleiben, sonst Crash. Da rechnen die nicht mit. Fußwege sind immer auch Radwege, daher bewege ich mich lieber am Rand, als in der Mitte.
Nach einem Guinness gehen wir zurück zum Busbahnhof. Oh, eine Stunde Wartezeit, obwohl wir eine Hauptstrecke fahren wollen. Es ist 18:30 Uhr und alle Bahnsteige sind leer. Die Busse laden zwar noch Leute ab, fahren dann aber als Leerfahrt davon. Tja, hier wird Rad gefahren, Busse nur für Fußkranke und Kinderwagen. Wir haben keine Lust zu warten und nehmen ein Taxi für die 5 km.

Dienstag: Ich habe wieder "Netz" und konnte Bilder einfügen. Allerdings werde ich die Seite " Wohnmobil" erst zu Hause bearbeiten zur Erinnerung. Heute sind wir noch in Alkmaar.
Die Stadt zeigt sich von ihrer schönen Seite, mittags ist noch nicht so viel Lärm und Peter gewöhnt sich etwas an die wilden Radfahrer, bloß nicht stehenbleiben, sage ich immer wieder. Dann krachts.
Auf einer Grachtbrücke bestellen wir zwei Pints Guinness und genießen das Ambiente.


Als Nächstes besuchen wir das Käsemuseum. Lustig, selbst die Treppe hat ein Käsegeländer aus gelbem Blech mit Löchern. Peter hat schon selbst Käse gemacht früher und kann gut erklären.


Wir laufen noch ein bisschen durch die Stadt und zurück zum Busbahnhof.

Mittwoch: Peter möchte heute schon nach Hause und ich habe nichts dagegen. Wir holen erst unsere bestellten Brötchen und machen uns recht früh auf den Weg. Bis Groningen geht alles gut, aber dann ist ausgerechnet die alles verbindende Ringstraße gesperrt. Wir fahren fast eine Stunde im Kreis, weil wir die Umleitungsschilder nicht richtig deuten. Es ist heiß. Aber irgendwann sind wir wieder in der Spur.
Unterwegs begegnen uns immer wieder Schilder nach Den Helder an der Nordsee. Da haben wir unseren ersten und letzten Familienurlaub 1959 verbracht. Gewohnt haben wir in einer kleinen Pension mit Frühstück und Abendessen. Der Gurkensalat war immer sooo lecker. Eine weitere Erinnerung: Meine Mutter hatte uns neue rote Jacken gestrickt. Damit sind wir auf Leihrädern zum Strand geradelt. Ich saß bei meiner Mutter auf dem Gepäckträger und hatte die Jacke ausgezogen. Ein Ärmel geriet in die Kette und wir machten einen Abgang in den Sand. Wir heil, Jacke kaputt. Und dann war da der rote Ball mit weißen Punkten. Ich habe ihn geliebt und habe ein Riesentheater gemacht, weil ich ihn nicht mitnehmen durfte auf dem Heimweg. Da half auch nicht, dass ich dem Nachbarjungen in der Pension damit eine große Freude machen würde. Ich habe geheult! Für meine Enkeltöchter habe ich einen neuen gekauft, rot mit weißen Punkten.

Sonntag: Kurz entschlossen richten wir uns auf eine weitere Nacht hier in Volendam ein. Wir wollen den Ort erkunden. Interessant ist, das der Weg zur Touristenmeile über einen rechts und links bebauten Deich führt. Wir erreichen den Hafen und da ist echt was los auf dem Deich. Ein Restaurant neben dem anderen, Musikkneipen, Futterbuden, Nippesläden, Hafenrundfahrten, Fischauktion. Große Reisegruppen kommen uns entgegen, viele Japaner. Die größte Eckkneipe könnte auch am Ballermann stehen, die Leute machen Party. Ein Krach hier. Wir gehen schnell weiter und besuchen einen Käseladen. Es läuft gerade eine Demonstration, wie Käse hergestellt wird. Wir kaufen einen kleinen Beutel mit Probierstückchen, erst einmal "reinschmecken" 

 



Den Rückweg treten wir durch den ruhigen hübschen Ort an. Hier ist alles sehr sauber, die Gärten sind schön gestaltet, die Gassen eng, viele kleine Holzbrücken über schmale Kanäle. In den Randgebieten fällt uns die Wohnbebauung auf. Reihenhäuser, die viel netter gestaltet sind, als bei uns. Es gibt oft nur kleine Unterschiede, aber große Wirkung.

 


Sonnabend: Wir fahren Richtung Amsterdam und übernachten in Volendam, ein Bezirk von Edam. Eigentlich war Hoorn geplant, aber irgendwie sind wir dort mit den Wegen zu den Stellplätzen nicht klar gekommen. Garmin hat versagt und Google Maps hat auch nichts genützt. Wir haben uns in engen Gassen festgefahren, sind mehrfach im Kreis gefahren, kein Stellplatz war ausgeschildert, die Einfahrten unklar, mal versperrte ein Poller die Einfahrt, mal war nur bis 12 Uhr Anreise möglich. Alles doof, weiter. In Volendam alles easy, netter geschützter Platz. Wir haben so viel Zeit verloren, dass wir heute nichts mehr unternehmen. Ich schaue mich ein bisschen in der Nähe um. Kaum zu Hause, bricht ein Unwetter los. Uhi, deas Womo schwankt, der Regen trommelt aufs Dach, Äste fliegen herum.
Ich hatte drei Tage kein Netz, deshalb alles verspätet. Die Fotos sind noch nicht geladen....

 


Freitag: Wir verlassen vormittags Bourtange. Um auf die Autobahn Richtung Utrecht zu kommen, müssen wir kurz wieder nach Deutschland fahren. Noch ein kurzer Einkauf in Haren Ems und zwei Stunden später kommen wir in dem hübschen Hafenstädtchen Urk an. Wir stehen mit 20 Womos mitten im Hafen. Es gelingt Peter, QR-Codes vom Stellplatz und der Stromsäule abzuscannen und zu senden. Schon eine Minute später kommt die Anmeldung per Mail vom Hafenmeister, Angaben machen, Mail abschicken, Rechnung kommt, mit Kreditkarte online bezahlen. Dass das für ältere Leute nicht einfach ist, merken wir an unseren französischen Nachbarn. Peter kann nur ein paar Brocken französisch, das  reicht hier nicht. Englisch können die Nachbarn nicht, also alles mit Händen und Füßen, aber dann haben auch sie mit Peters Hilfe eingecheckt.
Wir machen uns auf den Weg ins Altstadtviertel mit engen Straßen und vielen Gassen zwischen den Fischerhäusern, schauen aufs Ijsselmeer, umrunden den Leuchtturm und teilen uns eine Portion Fish&Chips. Durch den Hafen gehen wir zurück. In der Abendsonne gibt es einen Aperol Spritz vorm Womo. Peter hat dafür Crasheis im Kühlschrank.




Donnerstag: von Papenburg geht es weiter in die Niederlande nach Bourtange. Wir schauen uns die Festung aus dem 18. Jahrhundert an. Ich kenne das schon, Birgit und Rudi haben mir die Besichtigung mal zum Geburtstag geschenkt. Aber ich schaue inatürlich gerne noch einmal die sternförmig angeordneten Straßen und die Häuser an, die zum Teil noch bewohnt sind. Mittendrin der Marktplatz mit zwei bis drei Lädchen und Cafés, die heute rappelvoll sind.

 



Auch hier ist der Stellplatz ganz in der Nähe, sehr groß, nett angelegt mit See, Strand, Imbiss, Spielplatz. Wir stehen zwischen "Belgien und Niederlanden".
Abends wollen wir den nächsten Tag planen, haben aber kein Netz, obwohl Peter sogar einen eigenen Hotspot hat. Funkloch. Aber Fernsehen geht, immerhin.

Tag 1: Gegen Mittag ist das Wohnmobil startklar. Wir fahren nach Leer. Meine Freundin Birgit hat Geburtstag und keine Gäste, sonst ist die Bude immer voll. Ihre Tochter Inga ist da und ich freue mich sehr, alle wiederzusehen. Wir sitzen auf der "Glas-Terrasse" und probieren gespannt den zuckerfreien Kuchen, den sie für ihre Tochter gebacken hat. Erstaunlich gut, Datteln und Banane geben genug Süße. Aber der Pflaumenkuchen ist auch nicht schlecht.
Nach Kaffee, Kuchen und ausgiebigem Klönen machen wir uns vom Acker. Unser Ziel ist Papenburg. Der Stellplatz ist nur 100m von Kanal und City entfernt. Alles sehr gepflegt und liebevoll gestaltete Uferbereiche. Toll, die historischen Schiffe mitten in der Stadt, die vielen Brücken und Blumen, Cafés und Geschäfte.

 

Und mal eben schauen, was bei der Meyer-Werft gerade herumliegt.

 

Ich verschwinde mal eben in einem Handtaschenladen und die haben tatsächlich die Knipstasche, nach der ich schon lange suche. Im Internet konnte ich mit den Größenbezeichnungen nichts anfangen. Nun habe ich sie und gleich noch ein neues Portemonnaie dazu, mein bisheriges ist einfach zu groß, passt nur in den Rucksack. Peter ist nebenan in einem edlen Küchen- und Grillladen verschwunden, hat aber nix gekauft. Mit meiner Beute gehen wir wieder zum Stellplatz und ich räume Taschen um, während Peter das Abendessen kocht.

 

Donnerstag: Bevor wir nach Hause fahren, halten wir uns Walsrode und besichtigen das dortige noch aktive Kloster. Wir können durch den Garten gehen und in zwei Häuser, Konvent, Standesamt und Kapelle besichtigen. Die Hauptkirche hat leider geschlossen trotz Öffnungszeit. Da hat wohl jemand vergessen, aufzuschließen. 



Schon eine halbe Stunde später sind wir wieder zu Hause und sitzen unterm Feigenbaum. Erste Ernte.

 


Mittwoch: Mittags kommen wir in Schneverdingen an. Unterwegs hat es so geschüttet, dass kleine Springbrunnen aus den Gullis kommen. Aber im Heidegarten beruhigt sich das Wetter. Wir können in alles anschauen, bevor es wieder losgeht mit Gepladder.


 


Unseren geplanten Stellplatz können wir nicht nutzen, der säuft gerade ab. Wir fahren weiter nach Visselhövede ins schönere Wetter und quetschen uns auf einem Stellplatz zwischen zwei andere Womos. Eigentlich wäre Platz genug, aber eine Stromsäule mit mehreren Anschlüssen ist defekt. An einer festen Bankecke mit Tisch treffen wir uns mit anderen vom fahrenden Volk und verbringen einen netten Abend.
Dienstag: Wir fahren nach Amelinghausen, einkaufen und zum Glaskunstladen, den wir vom vergangenen Jahr kennen. Ich entdecke sofort beim Reinkommen eine Vase, die mir sehr gut gefällt. Mein Verstand sagt: brauchst du nicht. Mein Gefühl: gelb oder orange? Peter kauft mir beide. Wow, danke!!


 


Wir fahren zu einem Campingplatz und rühren uns da nicht wieder weg aus einer kuscheligen Nische, viel zu warm!


Montag: Es ist schön hier und wir beschließen, erst morgen weiterzufahren. Heute langer Spaziergang durch die wunderschöne Heidelandschaft, Erholung am Kiosk, Mittagsschlaf bei angenehmer Temperatur im Womo, schattig durch hohe Bäume. Den Nachmittag verbringen wir draußen unter der Markise. Ich schreibe meinen Reisebericht für die Womo-Seite. Und nun kocht Peter Spaghetti für mich.



 

 Das Wohnmobil

Ich möchte euch mal das Wohnmobil vorstellen, mit dem wir unterwegs sind. Das Modell heißt Bürstner Nexxo, ist 5,80m lang und wiegt ca 3,5t. Es ist praktisch eingerichtet, das Bett ist breit genug, die Vordersitze werden zum Tisch umgeschwenkt, der auch ausziehbar ist. Die Miniküche hat einen recht geräumigen Kühlschrank unter dem Gasherd mit Gefrierfach. 


Der Gasherd bietet drei Kochstellen. Daneben ist das Spülbecken und darüber zwei Vorratsschränke. Gegenüber Geschirrschrank und Bordtechnik. Über dem Bett hat jede/r zwei Schränke, aber Handtücher müssen auch mit hineinpassen. Zwischen Eingangstür und Toilette ein Hochschrank mit 15 Kleiderbügeln und Schuhschrank. Der Toi-Raum ist auch gleichzeitig Dusche, Waschbecken wegschwenken und Duschwand rüberziehen. Der Strahl ist bewusst mickrig, spritzt nicht, aber sauber wird man trotzdem. Der Frischwassertank fasst 100 Liter, Grauwasser 50 Liter. Servicestationen gibt es an den meisten Stellplätzen.

Der Fernseher wird zwischen den Schränken herausgezogen und kann zum Bett oder Tisch gedreht werden. Satellitenschüssel auf dem Dach, sucht automatisch. An einem kleinen Display können wir Heizung, Strom und Wasserstand ablesen.
Auf dem Dach ist eine Solarzelle, die uns zusammen mit zwei Autobatterien auch mal ohne Stromanschluss auskommen lässt. Die Heizung läuft auf Diesel, wird aber im Sommer kaum benötigt. Die Markise kann ausgekurbelt werden, Tisch und Stühle sind hinten im Gepäckraum, für Flaschen ist ein Fach unter dem Bett. Es ist an alles gedacht.




Die Heide blüht

Vor einem Jahr waren wir schon einmal hier in der Heide und es hat mir gut gefallen. Nach einer Stunde Fahrzeit sind wir in Oberhaverbeck, noch vor Schneverdingen. Wir haben richtig kombiniert, dass die Wochenendfahrer sonntags vormittags wieder aufbrechen und die von weiter her noch nicht hier sind. Es gibt freie Plätze, leider ohne Strom. Die einzige Säule entdecke ich auf dem Weg zum Kiosk. Peter kehrt um, macht das Womo wieder startklar, während ich mich kampfbereit in die letzte Parklücke stelle. Es klappt, Stromkabel angeschlossen und nun ist unser leicht defekter Kühlschrank (will kein Gas) wieder voll einsatzfähig.




Am Kiosk gibt es erst einmal ein kühles Bier für uns und Peter kauft würzigen Heidekäse. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch die wunderschöne Heidelandschaft. Danach können wir im Halbschatten vor unserer Tür sitzen und Aprol Spritz schlabbern. Keine Pläne für den Rest des Tages, kein Fernsehempfang. Ich komme endlich mal wieder zum Lesen der Bücher, die ICH mir ausgesucht habe. Literaturkreis hat Pause.

Tag 2: Wir haben beschlossen, noch einen weiteren Tag hier zu bleiben. Gegen Mittag gehen wir wieder in die größte, zusammenhängende Heidelandschaft. Der Himmel ist klar und blau. Ein ganz anderer Eindruck als gestern mit der kräftigen Wolkenbildung. Ab und zu entern  wir eine Bank mit schöner Aussicht.


 

 

 


Nach Rückkehr ein Bier am Kiosk. Wir gönnen uns einen Mittagsschlaf im Womo, das ausreichen kühl unter hohen Bäumen steht. Bis zum Abend sitzen wir draußen unter der Markise, wie das andere fahrende Volk auch. Einige kommen gerade von Radtouren zurück. Peter kocht und ich darf mich auf Spaghetti freuen.

Tag 3: Wir haben es nicht eilig, weiterzufahren. Es ist schön, mit einem Becher Tee vorm Womo im Schatten der großen Bäume zu sitzen und den anderen ringsherum bei der Mobilmachung zuzusehen. Einige zur Abfahrt, andere für Rad- oder Wandertouren. Hinter mir kracht es plötzlich. Das Womo neben uns aus Italien mit Papa, Mama, drei Kindern und Hund hat die Kurve nicht gekriegt, war hinten ein Baum im Weg. Ist aber wohl glimpflich abgegangen. Er rollt langsam vom Hof mit schwarzer Qualmwolke.
Wir sind ein eingespieltes Team: 9 Schranktüren sichern, Waschbecken und Duschablauf mit Proppen verschließen, Matten ausschütteln, Tisch abräumen, Herd und Spüle zuklappen, Tisch, Stühle, Ausgleichskeile und Stromkabel in den Gepäckraum, Sitze wieder in Fahrtrichtung drehen, Navi programmieren. Mein letzte Meldung: "Tritt eingefahren, Tür verriegelt". Am Ende des Platzes ist die Entsorgung. Nun ist alles erledigt.
In Amelinghausen geht es erst einmal zu Edeka, Vorräte ergänzen und Kaffee trinken. Der Kühlschrank funktioniert. Wir fahren in die eigentlich belanglose City, wäre da nicht der Glaskunstladen, in dem ich im letzten Jahr eine tolle Lampe von Peter geschenkt bekommen habe. Eigentlich will ich da gar nicht rein, ich ahne was passiert. Aber Peter hält an, wir gehen in den Laden und mein Blick saugt sich sofort an einer Vase fest. Gelb oder orange. Während ich noch überlege, hat Peter beide geordert. Wow, danke!!


 


Wir hatten schon mal einen netten Stellplatz hier am Lobausee, leider ohne Strom. Nun stehen wir auf einem Campingplatz in einer Nische neben den Zelten. Es gibt Strom, Schatten, Rotwein, Pfanne Ratatouille und nette Nachbarn. Es ist viel zu heiß, um heute noch etwas zu unternehmen.

Um 12 Uhr müssen wir den Platz verlassen. Das nächste Ziel ist der Heidegarten in Schneverdingen. Unterwegs gehen Gewitterschauer runter und in S. angekommen, sprudelt Wasser aus den Gullis. Wir halten bei Lidl auf dem Parkplatz und warten. Neben uns noch ein Womo, das wir abends wiedersehen werden.

Beim Heidegarten sind gerade Busgesellschaften angekommen und wir genehmigen uns erst einmal einen Eiskaffee, bis die Leute sich verteilt haben. Wir haben Glück mit dem Wetter, können alles anschauen, bis es mit dem Regen wieder los geht.


 

 


Der heute angepeilte Stellplatz liegt weit außerhalb. Der Besitzer hat Bedenken wegen des aufgeweichten Rasens. Es kommt gerade wieder ein sintflutartiger Schauer von oben. Wir verzichten und fahren weiter nach Visselhövede ins bessere Wetter. Der Stellplatz beim Schwimmbad ist zwar großzügig angelegt, sogar kostenlos mit Strom, aber eine Säule ist kaputt. Wir quetschen uns zwischen zwei andere Womos. So dicht haben wir noch nie gestanden. Tisch und Stühle können wir nicht aufbauen und so sitzen wir an einer festen Bankgarnitur in Gesellschaft. Peter hat Aperol Spritz gemacht und darauf sind ein paar Wespen total scharf. Ich träufele ein bisschen auf den Tisch. Das klappt. Sie lassen unsere Gläser in Ruhe und betrinken sich in der Pfütze, bis sie nicht mehr gut fliegen können. Das Womo aus Leer, das mittags bei Lidl wie wir das Wetter abgewartet hat, trifft auch noch ein. Nette Runde (also nicht die Wespen)


 


Gerne nehme ich Peters Vorschlag an, Richtung Heimat zu fahren und auf dem Weg in Walsrode beim Kloster anzuhalten. Wir können in den Garten gehen, und einige Häuser, Konvent und Kapelle sind geöffnet. Das Kloster ist noch bewohnt, bietet Auszeiten und Seminare an.


 

 


Der Ausflug in die Heide ist nun zu Ende, war nicht geplant, aber wer die Blüte sehen will, sollte sich schnellstens auf die Socken machen.


 PS: Peter sorgt jeden Tag für unser Abendessen, meistens eine Pfanne mit zwei Gabeln und immer lecker.




Fedderwardersiel

Es ist genau ein Jahr her, dass ich Peter nach Fedderwardersiel gefolgt bin, spontan. Wir hatten uns gerade erst nach ca 30 Jahren wiedergesehen, als ein paar Tage später die WhatsApp kam: Pack die Zahnbürste und eine Jacke ein, setz dich ins Auto und komm her. Es ist genug Platz im Wohnmobil" Das habe ich getan und es keine Minute bereut. Es begann für uns beide ein neuer Lebensabschnitt. Es war sogar Hafenfest und nun auch wieder.  

Wir reisen am frühen Nachmittag an, nachdem wir wegen Peters Hörgeräte noch einen Umweg über Nordenham gemacht haben. Bei "Kind" lässt er die Bedienapp aufs neue IPhone laden. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Stadt, ich werde zum Eiskaffee eingeladen.

Auf dem Stellplatz suchen wir unseren Stellplatz. Auf einer Fischkiste liegt ein großer Zettel mit unserem Kennzeichen. Hat prima geklappt.



Schon eine Viertelstunde später sitzen wir mit Stühlen, Tisch und einer Flasche Wein unter der Markise, alles aufgebaut, Nachbarn kennenlernen, am Hafen Fisch kaufen gehen, einen Aperol am Wattenmeer. Es ist ein lauer Sommerabend und nach Rückkehr werden Krabben gepult.


Donnerstag: Von unserem Stellplatzaus sehe ich Schafe auf dem Deich. Die besuche ich mal eben. Ich versuche, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, damit mal eins für ein Foto hochguckt. Nee, die sind nur mit fressen beschäftigt.

Ich gehe zum Wattenmeer und schaue dem Kutter zu, der seine Netze auswirft. Und wo will der große Pott hin? Ah, er legt gegenüber in Bremerhaven an.

Nachmittags kommen wir nicht weit auf unserem Gang zum Hafen. Fischbrötchen und den Fischladen, Krabben kaufen. Rund um den Hafen sind Aufbauarbeiten für das anstehende Hafenfest, da läuft man besser gerade nicht herum.

Später pult Peter die Krabben. Unser Nachbar kommt vorbei mit zwei "Klopfern", also buntem Minischnaps. Er hatte bemalte Steine von mir bekommen. Der recht junge Mann erzählt von einer schweren Krebserkrankung, die er mit Hilfe von Spezialisten in Würzburg überstanden hat. Er wurde hier bereits palliativ betreut, galt als austherapiert, ging am Rollator, Nervenzittern. Seit er sich mit Cannabis selbst therapiert auf Anraten der Ärzte und mit Unterstützung der Krankenkasse) hat er keinen Rückfall mehr, seit Jahren. Bewegt sich sportlich, fährt Rad und sieht sehr gesund aus. Kaum zu glauben, was er alles durchgemacht hat. Wir kriegen jedenfalls viele Tipps für den Umgang mit Hanf.

Freitag: Morgens mit Kaffee vorm Womo. Ich sehe Schietmänner mit ihren Kassetten zur Entsorgung laufen, Hunde begrüßen sich zur Morgentoilette, Brötchen werden geholt, Tische gedeckt draußen, Matten ausgeklopft. Moin ....Moin...Moin. Die Schafe kommen auf den Deich.

Heute sind wegen des Hafenfestes Parklotsen im Einsatz. Später ist auch auf dem Stellplatz viel Bewegung, Bettenwechsel, aber mehr An- als Abreisen. Spannende Parkmanöver, gerade ausrichten, hier und da werden Ausgleichskeile gebraucht. Unser Nachbar aus Ravensburg kommt vorbei und verabschiedet sich, er wird sich drei Tage Zeit lassen für die Rückfahrt in Etappen.

Wir räumen das Womo auf, fahren zur Entsorgungsstation und zum Platz zurück. Gleich geht es in den Hafen, wo gerade die Eröffnungsreden gehalten werden. Der Weg ist sehr kurz und so können wir dem Trubel jederzeit mal ein paar Stunden entfliehen.

Die Eröffnungsrede können wir auf dem Stellplatz hören, also keine Eile. Zum Beginn des Papierbootrennens mit Besatzung sitzen wir mit hunderten anderen Gästen auf der Deichwiese. Wir können das ganze Hafenbecken überschauen. Ein Boot säuft leider ab, aber die tapferen Mädchen retten die Fahne und schwimmen ins Ziel. Sonderapplaus. Das DLRG-Boot schleppt die Reste des Havaristen an den Steg.

Wir finden ein schattiges Plätzchen im Biergarten an der Kaje und gucken Leute. Auf dem Heimweg gehen wir durch die bunte Budengasse. Die andere Seite des Hafens nehmen wir uns für abends vor, wenn die Tagestouris weg sind. Da gibt es dann auch ein Konzert.
Nach einer Mittagsruhe kocht Peter. Es gibt eine leckere mediterrane Fischpfanne.


 


Abends ist am Hafen Konzert auf einer Bühne, klasse Stimmung. Die Band Primetime gibt alles, sehr gelungen Udo Lindenberg und Queen, macht total Spaß. Nur gut gelaunte Menschen, fröhliche Kinder. Die Kutter sind inzwischen trockengefallen, Abendrot in den Masten. Buden und sogar das Karussell haben lange geöffnet. Fassbier 3Euro. Wir probieren einen Torpedo aus  Kartoffel. Lecker, ist wie dünne krosse Bratkartoffeln. Die Feuershow auf dem Deich ist uns zu spät, werden langsam müde und lassen den Abend  vorm Womo ausklingen, ist ja noch alles in Hörweite. Außerdem stehen auf unserem Tisch zwei Minischnäpse und zwei Dosen Bier. Das waren unsere netten Nachbarn aus Varel.

Zwei Womos weiter wird noch lange gefeiert, da haben sich Bekannte verabredet, aber leider keine Plätze nebeneinander bekommen. Nun laufen sie dauernd hin und her mit ihrem Equipment. Pech. Aber es scheint die Stimmung nicht wirklich zu trüben.


 




Sonnabend: Wir sitzen vor dem Womo herum, klönen hier und dort mit Nachbarn. Ein Ohr ist immer Richtung Hafen aufgestellt. Was wird da gerade angekündigt?


 


Mittags schlendern wir hin und finden ein schattiges Plätzchen mit Bierstand, wo gleich der Wettbewerb im Krabben pulen ausgetragen wird. Ca 100 Leite sind am Start, bekommen Papierhüte, Papptüte mit Nummer drauf und einen Pappteller für den Müll. Alle Hände hoch und dann "Achtung fertig los" Ein Moderator geht durch die Reihen, aber die Antworten auf seine Fragen fallen knapp aus, alle hoch konzentriert. Peter schaut besorgt zum Himmel. Unwetter ist für 16 Uhr angesagt, aber es scheint früher zu kommen. Unsere Womo-Nachbarn sind schon weg. Wir warten das Auszählen auch nicht ab. Gute Entscheidung.


 


Wir erreichen mit den ersten Regentropfen das Wohnmobil. Tisch und Stühle haben die Nachbarn reingenommen und eine offene Luke überm Klo von oben zugedrückt. Ich finde das ... na ja ...zu nett, Peter sogar übergriffig, ärgert sich ziemlich. Mal bei jemandem Stühle unter den Wagen legen, wenn sie abheben bei Sturm, das haben wir auch schon gemacht. Aber es ist eigentlich alles wetterfest und wir waren ja ganz in der Nähe. Die Luke hat den Schlag von außen überstanden.


 

Abends ist das Gewitter durch und wir können draußen essen. Lapskaus.


Inzwischen spielt eine Band, mal hören, was die so bringen. Wir umrunden das Hafenbecken, Ebbe mit schöner Spiegelung


 


Das Konzert ist nicht so das Highlight, kein Vergleich mit gestern, fast nur Schlager. Wir trinken ein Bier und wollen nicht Atemlos durch die Nacht. Nicht unser Ding. Wir streichen die Segel und gucken Fernsehen.

Sonntag: Nach dem Morgenkaffee machen wir uns langsam startklar wie viele andere auch. Aufräumen, alle Klappen dicht, Bettdecken aufrollen, Duschwände feststellen, Proppen in die Abflüsse, bei Herd und Spüle Klappe drüber, Sitze wieder drehen, TV reinschieben. Wir sagen Tschüß bei den Nachbarn rechts, links und geradeaus. Meine Ansage: "Tritt eingefahren, Tür verriegelt". Los geht's. Erster Halt nach 20m bei der Entsorgungsstation und dann auf Strecke Richtung Bremerhaven. An der Fähre müssen wir etwas warten und ich schaue auf das hübsche Weserschlösschen, in dem sich ein sehr gut besuchtes Restaurant befindet.


 


 


Im Schaufenster Fischereihafen werden gerade Container verladen und ein großer Bereich ist gesperrt. Bei Fiedler sucht Peter Fisch aus. Er wollte viele Aal zum Räuchern, es sind nur noch zwei da. Dafür gibt's noch 13 Heringe, Filets, Queller. Pralle Tüte, fetter Preis!! Auf Fischbrötchen verzichten wir, zu voll, dafür gegenüber einen Eiskaffee. Auch lecker.


 



 

 


Zuhause rollen wir gerade auf den Hof, als Freund Ernst vor der Tür steht. Erst einmal alles stehen und liegen lassen, Kaffee kochen, schnacken bis in den frühen Abend. Peter und ich killen zum Reiseabschluss eine Buddel Rotwein nebenher und haben dann keine Lust mehr zum Ausräumen und Kochen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen. Bloß keinen Stress.







Achim - Badener Berge

Zugegeben, das ist nun wirklich mal eine kurze 
Fahrt. Peter hatte mir in der Zeitung von der Fischtreppe dort vorgelesen und dass es einen Stellplatz dort gibt. Es war kaum etwas zu packen für eine warme Nacht und wir sind innerhalb einer Stunde nach der Idee startklar.
Den Parkplatz müssen wir etwas suchen, hat sich versteckt, keine wirkliche Adresse, keine Hinweisschilder. Aber richtig groß, direkt an der Weser und den Fischteppen.


 


Am Gebüsch ist Schatten. Wir bauen Tisch und Stühle auf und genehmigen uns einen kühlen Rotwein? . Ein Mann mit Hund kommt vorbei und "Peeeter??" Es treffen sich zwei Kumpels von früher, die viel zusammen erlebt haben, sich aber 20 Jahre aus den Augen verloren hatten. Beide freuen sich sichtlich und sprudeln alte Erinnerungen heraus, bis der Hund langsam ungeduldig wird. Was für eine seltsame Begegnung auf diesem einsamen Parkplatz, auf dem wir bisher alleine sind. Später kommen noch ein paar Autos mit Leuten, die ans Wasser wollen, Grillkram oder Hunde ausladen.

Wir sind zwar direkt an der Weser, sehen die vielen Boote und einige Binnenschiffe allerdings nur durch das Gebüsch, in dem wir Schatten suchen. Das Plätschern der Wellen am Ufer ist beeindruckend, vor allem, wenn Speedboote vorbeisausen.


Zum Abendessen bereitet Peter Spiegeleier und unsere gerade aufgetauten Krabben zu.


Nachts sind wir wieder alleine auf dem Parkplatz "Alte Aller". Wir setzen noch einmal um auf die andere Seite wg. Fernsehempfang, Krimi gucken. In der Nähe wird kräftig gefeiert und alle sind hörbar fröhlich bis weit in die Nacht. Es sei ihnen gegönnt in der lauen Sommernacht.

Am frühen Morgen parkt eine Mutter mit einem Schreikind neben uns, mit dem sie wohl in einer Etagenwohnung Ärger bekommen könnte. Peter hatte auch ein Schreikind, anderthalb Jahre lang und fühlt mit. Nach einer Stunde beruhigt sich das Kind. Der auch mitgebrachte ca Vierjährige spielt auf dem Spielplatz und kommt nun: "Ist Matthi endlich fertig? Können wir Brötchen holen?" Ja und weg.

Peter stellt mir zum Kaffee einen Stuhl nach draußen. Ich sitze direkt am Aller-Weser-Radweg. Wow, hier ist was los und alle grüßen freundlich. Moin...Moin...Moin...gefühlt 125x.

 


Im Womo zeigt Peter mir auf dem Laptop den Verlauf von Weser und Aller von meiner Wohnung bis hier zum Stellplatz. Vieles wusste ich nicht, z. B., dass die Weser gar nicht durchgängig schiffbar ist wegen einer Staustufe, da gibt es eine Umleitung, einen Schleusenkanal der hier endet. Eine Umleitung sozusagen. Ich lerne auch etwas über Fischtreppen und Aalwanderung von hier zur Saragossasee. Kein Wunder, dass die Viecher so teuer sind und seltener werden. Ca sechs Jahre vom Glasaal bis zum Räucherofen. 

Wir sitzen noch etwas auf einer Bank am Ufer mit schöner Aussicht, bevor wir wieder nach Hause fahren.


Dort lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.





Wendland

Peter möchte das Wendland erkunden. Ich bin öfter mal dort, habe in grauer Vorzeit schon mal in Gartow (Grenzort) Urlaub gemacht. In der neueren Zeit waren es die Fahrten zum Stonefansmuseum. Ich war verblüfft, dass Peter zwei Konzerte dort ausgesucht hat für Fr und Sa. Freue mich.
Wir starten gerne morgens gegen 10Uhr, das klappt auch heute fast. Ich bin wieder einmal ein bisschen langsam und Peter läuft schon unruhig herum. Knirscht etwas mit den Zähnen, haha. Ich sichere noch ein paar Pflanzen, packe vergessene Kleinigkeiten, mache noch schnell Betten. 15 Minuten Verspätung. Aber nun! Die Fahrt bis Uelzen ist ganz gut, wenig los, keine Baustellen. Das ändert sich in Uelzen schlagartig. Unser Navi will den Hunderwasserbahnhof durch eine Bahnunterführung erreichen. Vollsperrung. Keine Umleitung ausgeschildert. Wir fahren raus aus der Stadt und diesmal nach Hinweischildern wieder rein. Die Beschilderung ist eindeutig falsch. Irgendwann stehen wir auf der falschen Seite. Ich weiß nicht, dass ein Fußweg unter den Gleisen durchgeht und es gibt Missverständnisse zwischen uns. Irgendwann schaffen wir es leicht genervt in den Bahnhof und merken beide, dass der inzwischen etwas runtergekommen wirkt. Sehr dunkel, etwas schmuddelig und den schönen Laden mit Sachen von Hundertwasser gibt es nicht mehr. Schade.


 


Wir fahren weiter Richtung Hitzacker und halten bei einem Ziegenhof. Peter kauft mehrere Käsesorten. Wir dürfen in den Stall und die Ziegen angucken. Peter erzählt von seinen Ziegen, die er früher mal hatte, wie hier "Thüringer". Eine freundliche, schlaue und zutrauliche Rasse. Wirklich hübsch. Wir hätten uns gerne das Rundlingsdorf noch angesehen, aber es ist soooo heiß. Puh.



In Hitzacker finden wir gerade noch einen Stellplatz, von dem aus wir Fernsehen können. Da dürfen keine Bäume im Weg zur Antenne sein. Wir parken zwischen "Müritz, Pinneberg und München". Der Platz ist nicht ganz eben und wir müssen Keile unter zwei Räder legen. Nun ist die Eingangsstufe sportliche 10cm höher. 

Zwar versuchen wir einen kurzen Gang in die Altstadt, aber ich habe das Gefühl, einen Sonnenstich zu bekommen. Es ist sehr unangenehm. Wir finden ein schattiges Plätzchen vor einem Weinlokal. Zwei Aperol Spritz bitte.



Wir schleichen langsam auf der Schattenseite zurück und treffen dabei drei der vielen Zwerge, den Messzweg, Pumpzwerg und Müllerzwerg. Die Idee hat mal jemand aus Breslau mitgebracht und nun vermehren sie sich hier.



Wir haben nichts eingekauft wie geplant und nun macht Peter das beste aus Kartoffeln und Gemüse und Eiern, alles in eine Pfanne.


Donnerstag: Schon beim ersten Kaffee draußen ist es zu heiß morgens. Die Sonne sticht, gefühlt 35 Grad, die Luft steht. Der Effekt einer kühlen Dusche ist nach wenigen Minuten verflogen. Dafür gibts reichlich Mückenstiche zu behandeln. Peter lässt die Markise herunter, das schützt etwas.


Peter hat einen neuen Freund, ein Schmetterling " Füchschen". Der bleibt ihm bis abends treu, sitzt auf seinen Armen und Beinen, rüsselt begeistert auf seiner Haut herum. Wenn Peter aufsteht vom Campingstuhl, setzt der Schmetterling sich auf die Lehne und steigt sofort um, sobald er wieder Platz nimmt. Wie witzig.




Wir trauen uns nicht in die Stadt. Kommt Gewitter? Wir bemerken, dass der Kühlschrank nicht mehr kühlt. Mist, alles warm geworden. Bei der Temperatur von über 30 Grad keine Chance nur mit Gas. Wir brauchen Strom. Peter sieht ein Lücke im Versorgungsbereich. Schnell Tisch und Stühle rein, ich stürze mich auf den Tisch und halte fest, was ich erreichen kann. Mit offenen Fenstern und mit fliegenden Fahnen fahren wir zur Verwunderung der andern Camper los und schaffen es gerade in die Lücke, bevor das nächste Wohnmobil auf den gut belegten Platz einbiegt. Peter ist noch mit dem Ausrollen des Stromkabels beschäftigt, als das Donnerwetter  mit Platzregen und Hagel losgeht. Sehr gemütlich. Auf Fernsehen müssen wir verzichten, da steht ein Baum im Weg.



Als das Unwetter vorüber ist, können wir wieder draußen sitzen mit einem Glas Wein. Peter erzählt von seinen Abendteuern mit seinem VW-Bus früher, Italien, Kindern in Zelten, Vulkanen, Griechenland, Island, England, von Fähren, Naturschönheiten, interessanten Begegnungen, Gastfreudschaft. Ich glaube, wir sollten im Winter mal ein Buch darüber schreiben. Also für die Familie und Freunde.
Inas Nacht gucken wir am Laptop.

Freitag: Der Tag beginnt sonnig bis leicht bewölkt. Es ist etwas kühler und wir pilgern in die Altstadt. Schöne Fachwerkbauten. Elbauen. Ich suche noch ein paar Zwerge und dann reisen wir  nach Lüchow, wo wir heute und morgen bleiben wollen.



 


Wir stehen auf einem Parkplatz mitten in der Altstadt, fast am Stones-Fan-Museum. Die Sonne knallt uns schon wieder aufs Dach, aber mit Pausen. Der Kühlschrank hat wieder keinen Strom, macht aber nicht ganz schlapp. Kurzer Stadtrundgang und wir finden sogar eine kleine Kneipe, die draußen Tische im Schatten hat. Nach Rückkehr haut Peter eben ein Abendessen in die Pfanne. Gleich ist Einlass zum Konzert. Gibt Guinness.



Unser Abendessen wird abenteuerlich. Die Bananen müssen weg, die Weintrauben auch, das Ganze auf Brot mit Spiegelei und Ketchup.


Auf meinem Lieblingssessel vor der Eingangstür sitzt Tine Wittler, bekannt aus dem TV durch Einrichtungsberatung. Sie bewegt sich den ganzen Abend kaum weg (nur mal kurz in den Konzertraum) ich unterhalte mich eine Weile mir ihr und anderen, bis es losgeht.
Wir begrüßen die Inhaber und ich stelle Peter vor. Wir anderen kennen uns schon länger, haben auch die Rockboattour mit der MS Hamburg nach London gemacht. Da waren auch Rudolf Rock&Die Schocker an Bord, mit denen wir nun den Abend verbringen werden. Es ist eine Bombenstimmung, es wird mitgesungen und geklatscht, von Satisfaction bis West Virginia.


 

 


Getanzt wird, was Hüfte, Knie und alte knackige Knochen noch hergeben. 


 Um 23Uhr ist die Show vorbei. Wir sitzen noch mit ein paar Leuten beim Guinness zusammen, die ich vom Sehen kenne, bevor wir zum Womo gehen.


Sonnabend: Es ist heiß. Wir müssen den Parkplatz vormittags verlassen und fahren auf meinen Wunsch nach Gartow, wo ich mit meiner Familie vor Jahrzehnten mal einen Osterurlaub in einem Feriendorf verbracht habe. Damals hat es geschneit! Geheizt wurde mit Holz im Kaminofen. Wir können heute zwar nicht an dieses Häuschen heranfahren mit dem großen Fahrzeug, aber alle anderen sehen genauso aus. Am See finden wir eine kleine Oase zum Verweilen. Zwei Eiskaffee bitte.


 


Weiter geht's zum Rundlingsdorf. Ich schleiche von einem Schatten in den nächsten. Im Shop probiere ich einen tollen Tintenroller aus, der muss mit. Peter kauft Schafskäse, bevor wir wieder nach Lüchow starten, nächstes Konzert.


 


 



Im Womo noch einmal duschen, umziehen und rüber zum Konzert. Peter wirft vorher noch schnell die Pfanne an.


 


Die Westernhagenshow gefällt uns nicht so gut, aber egal, ist ein schöner Abend. Wir sitzen in Cocktailsesseln mit Blick auf den Leiteropa. Der zeichnet immer die Shows auf und rennt oft mit der Leiter herum, oben Kameras richten. Ich amüsiere mich köstlich über Opas Socken. Ich weiß, ich bin manchmal albern ...






Nach der Show und vor der Zugabe entere ich schnell meinen Sessel draußen. Drinnen ist es sehr warm. Peter holt noch Bier und die Leute verabschieden sich langsam. Gegen Mitternacht lädt die Band ihr Equipment ein und wir schaffen es gerade noch ins Wohnmobil, bevor der Regen anfängt, der sich im Laufe der Nacht zu schweren Schauern mit Hagel und Gewitter aufbauen wird. Gemütlich, aber Peter schaut nachts mal raus, ob schon Autos vorbeischwimmen. Nö, läuft gut ab. 


Sonntag: Ich habe im Internet einen Stellplatz gefunden mit kuscheligen Parzellen, geschwungenen Wegen, Bäumen, Schwimmbad, WLan, Strom, Ver- und Entsorgung. Den will ich ausprobieren. Es ist nur eine kurze Strecke. Bei Sonne hätte das Ganze jetzt schöner ausgesehen, aber man kann nicht alles haben. Der Dauerregen ist warm, wir können es gut im Womo aushalten. Ist eh als Ruhetag gedacht.

Wir räumen den Kühlschrank aus, der ja zwischendurch aufgegeben hatte. Das Gas war zu schlapp für fast 40 Grad Innentemperatur. Wir verabschieden uns von zwei Bechern Quark, drei Heringen, zwei flüssigen Bananen, einem ausgelaufenen Irgendwas und einer Flasche Wein, die schon beim Öffnen komisch zischt. Nun ist alles wieder sauber, aber sehr übersichtlich.  Macht nichts, morgen fahren wir nach Hause.


 

Hamster Idefix ist ready for take off..


Ende der Reise....






Auf nach Neuharlingersiel.

Etwas spontan die Aktion, aber das Wetter ist so schön. Mittags sind wir schon dort, ein Platz mit Blick aufs Meer wird gerade frei. Direkt neben uns der Fähranleger nach Spiekerroog.


 


Aber dann ist der Parkautomat defekt und Zahlung und Anmeldung ist nur über QR-Code möglich. Mist, niemand von uns hat ein Zahlhandy. Der Platzwart kommt und versucht zu helfen - bei den Nachbarn auch gleich. Wir sollen den Code mit der Kamera statt QR-Leser fotografieren, dann unsere Mail eintragen und auf eine Mail von der Kur Erhaltung warten. Huch, wie sollen die an das Foto kommen? Da stimmt was nicht. Ist aber egal, weil wir eh Paypal nur zu Hause auf dem PC haben. Ich versuche, mich mit dem Handy einzuloggen, verliere die Maske aber wieder, als ich den Sicherheitscode vom Telefon abrufe. Zu blöd. Der Platzwart mault, ist aber so nett und kassiert Cash, füllt händisch einen Parkschein aus und wird Ärger bzw. Arbeit bekommen, weil die Kameras uns registriert haben und nun keine elektronische Zahlung eingeht bei der Kurverwaltung.
Wir richten uns ein, Tisch und Stühle raus. Das ist bei Windstärke 7 nicht ganz einfach. Ohne mein Körbchen mit kleinen Fächern und Tragegriff würde mein Kaffeebecher vom Tisch gefegt. So wird nur die Frisur ruiniert, aber niemand sieht besser aus heute. Sturmfrisuren eben. Außer Peter, den habe ich auf 1,8mm geschoren, Frisur sitzt.

Durchs Fernglas schauen wir auf das Meer, Segelboote und Kutter. Als einer davon in den Hafen einläuft, wird Peter mobil, geht los (200m) und kommt mit 2kg Granat wieder. Oh, hat jemand eine Frage, was wir nachmittags machen?


 


Abends wollen wir Krabbenbrot essen, aber es kommt anders. Die Nachbarn aus Cuxhaven setzen sich mit einer Buddel Rotwein zu uns und wir klönen. Es ist ihre erste Nacht im Wohnmobil nach Umstieg vom Wohnwagen, Jahrzehnte, und zu wenig genutzt.
Später kommt noch Valentina,  ca 30 und alleinreisend. Hat keine Zigaretten mehr und kommt mit Stuhl und einer Flasche Weißwein zu uns. Als wir uns etwas angeheitert trennen, ist es viel zu spät für Abendessen und alle gehen in ihre Koje.


Dienstag: Wir wachen um fünf morgens von dem Lieferverkehr an der Fähre auf. Bierwagen, Kühlwagen,Container und andere laden ihre Fracht ab, ein nervig piepender Trecker stellt alles für die Abfahrt bereit. Tja, da müssen wir durch. Unserem Nachbarn geht es noch schlechter. Er bekommt nachts um vier von der Kurverwaltung die freundliche Ansage aufs Handy, dass sein Stromzähler gleich abläuft. Haha.
Ich sitze morgens mit Valentina beim Kaffee in der Sonne. Später machen Peter und ich uns auf ins Dorf zum alten Hafen, Eiskaffee, Leute gucken. Erschreckend viele sind so dick, also nicht einfach kräftig, sondern richtig geh- und bewegungsbehindert dadurch. Wir googeln, ob es hier eine Kurklinik dafür gibt, finden aber nichts.
Um 15 Uhr erscheinen wir pünktlich im Schöpfwerk NHSiel zu einem Vortrag. Sehr interessant. Nun weiß ich ungefähr genau, wie Siele funktionieren und was für einen Sinn sie haben, erfahre etwas Neues über Gezeiten und Deiche.




Nachher lädt Peter mich noch auf einen Aperol Spritz ein und wir bummeln am Kai zurück zum Wohnmobilplatz. Inzwischen ist jeder Platz besetzt.


 

Der Kühlwagen am Anleger läuft auf Hochtouren. Er hat sicher schon eine Info, wie viele Krabben gleich einlaufen...


Und bei uns gibt es auch endlich den Lohn der Arbeit




Mittwoch: Den Tag verbringen wir überwiegend mit Blick aufs Wattenmeer vorm Womo. Wir haben Tisch und Stühle etwas im Windschatten stehen, aber es bläst ganz schön, in Böen 5-6. Wir schauen zum Anleger rüber und staunen, was da alles auf so ein Frachtschiff zur Insel passt. Ein Lieferwagen/LKW nach dem anderen wird entladen und mit einem Trecker auf Paletten oder in Containern zum Schiff gebracht. Wir sehen die Leute, die auf die Fähre warten, Gepäck schon abgegeben und nun spazieren sie herum. Ich genieße meinen Beobachtungsposten.


Mit einem zu verladenden Pferd gibt es Problem. Es soll von einem Anhänger in einen Pferdetransporter umsteigen, wird von dem Trubel am Anleger zunehmend nervöser - und rennt los. Die Halterin versucht mitzulaufen, muss aber letztlich die Zügel loslassen. Der Gaul rennt den Kai entlang, hält aber am Ende des großen Parkplatzes auf einer Grasfläche an. Fressen beruhigt. Trotzdem braucht es die Überredungskünste von zwei Pferdebetreuerinnen, bis er wieder mitkommt. Den Rest kriegen wir nicht mehr mit, wollen weg. 




Nachmittags machen wir einen Spaziergang am Hafen, gucken die alten Schiffe, gehen zur Teestube und setzen uns mutig in die Sonne, sind aber froh, als neben uns Leute schattige Plätze frei machen. Schnell rüber. Ich bin nämlich schon einseitig etwas angekokelt und für meinen Strohhut ist es viel zu windig, keine Chance.


Donnerstag, es geht wieder Richtung Heimat. Tische und Stühle einräumen, Stromkabel war gar nicht ausgelegt, die Solarzelle auf dem Womo hat uns gut versorgt. Fernseher reinschieben ( ist auszieh- und schwenkbar). Die Antenne fährt von selbst ein. Alle Schränke zu, ein paar Teile auf der Sitzbank sichern, von den Nachbarn verabschieden, Tritt einfahren, Navi einstellen, Hamster Idefix in Startposition und los....


 


Wir fahren nach Augustfehn, um ein altes Stahlwerk anzusehen, aber es sind nur noch ein paar Frakmente in eine tolle Gastronomie mit Kulturzentrum eingebunden.




Der Weg über die Dörfer ist wunderschön, wir können uns in Friesland und später im Ammerland kaum sattsehen an den riesigen Rhododendren überall am Wegesrand.



In Bad Zwischenahn ist unser nächster Halt. Fischbrötchen für Peter, Ladenbummel für mich. Ich möchte unbedingt in eine Galerie, die ich schon kenne und komme auch gleich ins Gespräch mit dem Galeristen. Es sind hier überwiegend Naturbilder, leider so gar nicht meine Preisklasse. Aber gucken kostet nichts. Ein Aquarell mit Laternenkindern hätte ich sofort mitgenommen. Fotografieren durfte ich es natürlich nicht, da brauchte ich gar nicht fragen, weil ich die Antwort kenne. Daher nur ein Werbefoto.






Bevor wir den Rückweg am Zwischenahner Meer lang nehmen, entdecke ich einen Hutladen. Wow. Peter geht zielstrebig auf einen roten Hut los. Aufprobieren, passt! Und schon steht Peter an der Kasse. Vielen Dank, der Hut ist perfekt für mich. Die Verkäuferin hat noch ein Sicherheitsseil für Wind. Praktisch. Ich setze hin gleich auf.


Bild kommt noch


Wir fahren über Syke zu Schwester und Schwager, etwas abholen und werden verwöhnt mit Aperol und sehr leckerer Mokkacreme. Ein schöner Ausklang der fünftägigen Reise....


 


 


Ostdeutschland im April

Wir starten montags früh. Das Wohnmobil haben wir schon am Vortag gepackt, samt Kühlschrank. Wir halten noch einmal bei meiner Wohnung, Winterjacke holen. Meine Nachbarin begrüßt uns draußen und bekommt eine Führung durch das Womo, haha. Geht schnell und schon geht's los.

Wir fahren landschaftlich wunderschöne Nebenstrecken bei Sonnenschein, blauem Himmel und gelb blühenden Rapsfeldern. Mit der Zeit wird die Landschaft hügeliger, wir schauen von oben auf kleine Dörfer, sehen Burgen auf den Bergen, sind fast alleine auf den Landstraßen. Peter kann viel zu den Landschaften erzählen, kennt die Route: Gleich sehen wir eine der größten Ziegenherden ... eine Straußenfarm, Alpakas.


 


Wir erreichen Bad Sooden und parken beim Gradierwerk. Die Salzluft ist hier besonders reichhaltig, weil Salzwasser die Wände herunter läuft, während man auf einem Holzweg drumherum geht. Wir drehen ein paar Runden, bevor wir uns den gepflegten kleinen Ort anschauen. Wunderschöne Blumenbeete und Fachwerkhäuser, ein paar kleine Läden, das war's.


 


 

 


Wir setzen um nach Allendorf, wo der Stellplatz ist. Es ist viel frei und wir stehen am Flussufer der Werra Auf der anderen Seite alte Häuser mit Zugang zum Wasser. Sieht schön aus. Erst einmal einrichten und dann in den Ort. Kurzer Weg über die Werrabrücke mit Wasserfällen.


 

 

 


Zum Kochen haben wir abends nicht richtig Lust, gibt Camperfrühstück, Ravioli aus der Dose, haha. Aber Peter pflückt noch ein bisschen Spitzwegerich und Löwenzahn für den Salat.


 


Im Laufe des Vormittags nehmen wir Kurs auf unser nächstes Ziel, Peters Geburtsstadt. Er zeigt mir das Haus, in dem er geboren wurde und bis zu seinem neunten Lebensjahr gewohnt hat - mit Oma und Opa. Die Eltern hatte gerade keine Zeit. Wir fahren an seiner alten Schule vorbei, Upps, langer Schulweg damals. Ab dritter Klasse lebte Peter dann mit seinen Elten in Oldenburg, ist aber später nach der Wende oft in seine alte Heimat gereist.

Wir wollen heute noch in Weimar ankommen und fahren an der ILM entlang. Schöne Strecke. In Weimar ist der Stellplatz zwar nahe an der Altstadt, hat aber nur 9 Stellplätze, die Strom bekommen können. Wir schummeln etwas, stehen auf dem angrenzenden Parkplatz, aber das Kabel reicht "durch den Zaun". Blöd ist, dass der Zähler Zeit rechnet und nicht Verbrauch. Alle 6 Stunden sind zwei Euro fällig. Unser Verbrauch ist gar nicht so hoch, weil wir heute genug über unsere Solarzelle bekommen haben, aber nachts können wir den Strom gebrauchen für die Heizung - vorsichtshalber.


Unser Weg in die Stadt führt durch einen Park und schon nach wenigen Minuten sind wir beim Bauhausmuseum und Konservatorium. Das sparen wir uns für morgen, heute nur Stadtrundgang bei Sonnenschein, für Peter eine Thüringer Bratwurst und ich finde meinen Hutladen nicht wieder. Na ja, morgen ist auch noch ein Tag.



Im Künstlercafé lassen wir uns auf ein Gläschen Cocktail nieder. Das habe ich mal durch Zufall im Sommer vor zwei Jahren entdeckt, ist so etwas seitlich im Hinterhof. Aber bei Sonnenuntergang wird es heute zu kalt.



Peter kauft noch eben Spargel bei Rewe. Ich entere eine Bank innen vor den Kassen und schaue mir an, wie schnell die Schlangen abgearbeitet werden. Fast alles Studierende, die noch mal eben ein kleines Abendessen einkaufen, Tüte Müsli, Becher Salat, Liter Milch. Ich erkenne bei den verschiedenen Nationalitäten sofort die Zugehörigkeit zur Kunsthochschule oder Konservatorium. Viele schleppen große und kleine Instrumente auf dem Rücken oder haben Bücher und Zeichenrollen unterm Arm.


Im Wohnmobil ist Peter immer mit kochen dran, macht das seit Jahrzehnten.


Mittwoch: Es ist saukalt, hagelt und regnet morgens, aber im Laufe des Vormittags klart es auf. Ich nutze die Zeit zum Duschen und Haare waschen. Die sind inzwischen ziemlich lang geworden und es dauert, bis der etwas magere Duschstrahl sich durchgearbeitet hat und der Schaum raus ist. Wir haben einen großen Wasserkanister mit 100L Frischwasser an Bord, reicht lange.
Heute steht das nahe gelegene Bauhausmuseum auf dem Zettel. Wir kommen passend zu einer Führung an und erfahren vieles, was wir trotz unserer Vorkenntnisse nicht wissen. Hinterher haben wir noch viel Zeit für einen weiteren Rundgang, Bilder, Filme und andere Exponate. Ich hätte nur mehr Bilder erwartet. Kandinsky, Feininger usw. Aber gelohnt hat es auf jeden Fall.




Das Besondere am Bauhaus ist, dass es mit Häuserbau fast nichts zu tun hat. Es ist eine Handwerks- und Kunstschule gewesen. Erst das Handwerk erlernen, damit Ideen für künstlerische Gestaltung technisch umgesetzt werden können. Die Lehre dauerte dreieinhalb Jahre. Das weiße Haus oben ist eine Ausnahme, Haus am Horn. Weben, malen, Möbel, Gebrauchsgegenstände und Spielzeug herstellen waren Schwerpunkte. Im Krieg war das Meiste entartete Kunst und die Schule musste schließen. Heute ist in den Gebäuden die Universität für Kunst untergebracht.


 


Weiter geht es in die Altstadt. Wir sehen einen Hanfladen. Peter lässt sich beraten, welche Sorte am besten draußen wächst und ich kaufe vorsorglich schon mal ein Keksförmchen.


 


Nach dem teuersten Aporol-Spritz ever in einem Eiscafé und einer echten Thüringer Bratwurst für Peter drehen wir noch ein zweites Mal eine größere Runde um den Markt durch Seitenstraßen auf der Suche nach dem Hutladen, in dem ich mir vor zwei Jahren einen Hut gekauft hatte. Hätte gerne noch einmal welche aufprobiert, war aber nicht mehr zu finden. Unseren Aufenthalt hier schließen wir mit dem Mini-Gingko-Museum ab. Um das Thema dreht sich hier Dank Goethe viel. Es gibt auch Bäume im Park. Vielleicht kennst du "Tebonin" gegen Vergesslichkeit aus der Werbung? Das findet sich hier wieder.

Ich schaffe es, den dazugehörigen Laden ohne die schönen Sachen zu verlassen, die da so rumstehen.
 Es ist wieder sehr kalt geworden und wir gehen schnell zum Stellplatz zurück.


 


Donnerstag: Wir sichern alles im Wohnmobil und fahren weiter Richtung Naumburg. Unterwegs halten wir bei einem Bienenmuseum. Peter kennt da was von und ist interessiert, übernimmt die Führung für mich. Wie funktionieren die Waben, die Eiablage, die Honigschleuder. Hat er alles schon gemacht. Das Museum ist sehr schön gelegen an der Ilm. Die großen Gestalten, die du auf den Fotos siehst, haben Einfluglöcher für die Bienen. Die menschliche Gestalt sollte in alten Zeiten Honigräuber, also bestimmte Vogelarten und Bären, abhalten. Im Hofladen kauft Peter noch zwei Buddel Met halbtrocken.


 


 

 



Auf dem Weg zurück: Hagelschauer. Wir stellen uns an einer Bushaltestelle unter und ich sehe ein Werbeschild fürs Kloßmuseum. Da würde ich gerne hin. Ich habe Glück, es ist in der Nähe. Wow, was für eine gute Idee. Die Anlage ist richtig groß mit DDR-Supermarkt. Die meisten Sachen gibt es noch oder wieder zu kaufen. Ein Restaurant bietet Puffer, Knödel und vieles mehr aus der Produktion nebenan. Leider sind wir dafür zu spät, Mittagstisch vorbei.
Wir schauen alles an, was es über Knödel/Klöße usw zu sehen gibt, Rezepte, Herstellung, Werbeplakate, Knödelkönigin, Maschinen zur Verarbeitung von Kartoffeln.



 


Nebenan ist ein Eismuseum, auch ganz witzig zu sehen, Eismaschinen, Packungen bis hin zu Plaste-Löffelchen und Pappbechern. Ich schicke meiner Nachbarin aus Leibzig später Bilder, das kennt sie bestimmt alles noch.


 

 


Sehr überrascht sind wir, als wir in einem weiteren Raum Oldtimer finden, nicht nur die gewöhnlichen Trabbis und Wartburgs.


 





 


Wir kaufen ein paar Dinge im Shop, Peter freut sich über alte Wurstsorten, die er im Westen nicht bekommt. Dazu eine Flasche Obstler. Ich bekomme eine Packung Sonntagsklöße und finde sogar ein Glas Rotkohl. Das Abendessen ist gesichert.


Aber nun geht es endlich nach Naumburg. Ich verabrede mich unterwegs telefonisch mit meinem einzigen Cousin, der hier eine Anwaltskanzlei hat. Er ist inzwischen 80, noch zeitlich eingeschränkt berufstätig. Er hat Zeit auf zwei Stündchen nachmittags.
Der Stellplatz Vogelwiese ist ganz dicht bei der Altstadt, riesig, aber wenig genutzt. Im Vorfeld hatte ich schon Warnungen vor Autorennen, Treffpunkt mit lauter Musik und Vandalismus gelesen. Alles frei, kein gutes Zeichen. Die Stromsäulen sind alle zerstört, aufgehebelt. Na ja, für uns geht's auch mal ohne Strom. Peter ist cooler als ich. Wir bleiben und gehen in die Altstadt.


H.-H. sieht uns unterwegs schon angewackelt kommen, wir erkennen uns wieder. Es gibt viel zu erzählen nach so langer Zeit, gemeinsame Erlebnisse von früher und wie geht's heute. Etwas schwierig ist, seine Verschwörungstheorien vorsichtig zu umschiffen, aber wenigstens steht er nicht "rechts". Allerdings glaubt er, das technisch alles möglich ist, alle Mails der Welt, SMS, Telefonate und Faxe (!) zusammengeführt und mitgelesen werden. Per Satellit. Das sind dann die gekreuzten Linien am Himmel. Na ja, Faxe bestreite ich, aber klar könnte man das in ähnlicher Form tun. Ich erkenne große technische Fehlinformationen bei meinem Gegenüber. Bei den Datenmengen, die täglich losgetreten werden, wird sich niemand für meine Glückwünsche auf WhatsApp oder für die Homepage interessieren.

Im Café Kanzlei auf dem Marktplatz sitzen wir draußen, was mir als Raucherin recht ist. Hier kann man nicht so leicht abgehört werden, wenn man das Handy ausschaltet. Upps.
Wieder im Womo reicht die Zeit nur noch für Spaghetti.


 


Am nächsten Morgen bin ich trödelig, das habe ich manchmal. Ich muss unbedingt meinen Reisebericht weiter schreiben, bevor ich die Übersicht bei den Fotos verrliere. Ich erstelle auf dem Handy schon die Collagen, schicke dir per Mail auf mein IPad und verkleinere die dort auf ein bestimmtes Homepageformat. Das dauert. WLan zapfe ich von Peters Handy, der mir einen privaten Hotspot eingerichtet hat.
Als ich mit meinem Kaffee vor dem Womo sitze, bekomme ich eine kleine Kostprobe der Autorennen auf dem Parkplatz. Ein Auto kommt mit hoher Geschwindigkeit angeprescht und dreht auf ca 100m Schleuderkreise. Der Kies spritzt und ich verstehe, warum auf diesem Teil des Platzes keine Autos parken. Gestern Abend hatten wir schon das Womo zur Straße umgesetzt, als neben uns ein Treffen mit aufgemotzten PKW und wummernder Musik stattfand. Die sind dann aber abgezogen und die Nacht blieb ruhig.
Mittags gehen wir über eine kleine Brücke und durch einen Park in die Altstadt, schauen uns die historischen Gebäude an, die fast alle noch mit Schindeln gedeckt sind. Schön restauriert. Der Dom ist nicht weit. Wir bekommen beim Eintritt einen Audiogide und können so in eigenem Tempo alles ansehen. Die heilige Uta hatte ich mir anders vorgestellt. Noch ein Gang durch den Domgarten und dann ins nächste Eiscafé.


Wir wollen heute noch weiter fahren und sind zügig startklar. Wir fahren Richtung Bad Kösen und kommen an einem alten Gemäuer mit Tor vorbei, das uns auf dem Hinweg schon aufgefallen war. Kurz entschieden biegen wir ab, als wir ein Parkplatzschild. Oh, uns erwartet ein kleines Dorf, in dem Zistersienser gelebt haben, mit Lagerhäusern, Wohngebäuden, Stallungen, einer erstaunlich großen Kirche, Nebengebäude und mittendurch fließt die kleine Saale.


 


Den Fluss haben die Mönche damals auf 5km von der Saale als Nebenfluss für ihre Wasserversorgung und Mühlen umgeleitet. Heute ist hier auf dem Gelände ein Internat untergebracht, aber davon bemerken wir nichts. Alles wirkt ausgestorben und bei ein paar Gebäuden denke ich an Geisterhäuser



Wenn hier nicht ein paar Mülleimer zur Leerung bereitstehen würden ... Auch in der Kirche sind wir alleine. Es ist sehr still auf dem Gelände. Wie gut, dass wir angehalten haben.


Wir gehen noch ein paar Schritte durch den Park und fahren dann direkt nach Bad Kösen, das fast noch zu Naumburg gehört, jedenfalls politisch.


Angekommen auf einer Anhöhe oberhalb von Bad Kösen. Der Stellplatz ist direkt an der Saale. Geheimtipp, versteckt und abseits. Trotzdem gut voll und die Sahneplätze sind besetzt. Wir finden aber ein kuscheliges Eckchen und können erstmals in dieser Saison Tisch und Stühle rausstellen. Glas Wein und erst einmal ein sonniges Ruhestündchen.



Abends kocht Peter die Klöße und macht Rotkohl warm. Oh Schreck, der schmeckt nach nix. Nicht gewürzt. Mit Bordmitteln und einem Schuss Met bekommt Peter den noch richtig lecker hin.




Am nächsten Tag sichern wir unseren Stellplatz mit Tisch und Stühlen und fahren nach Bad Kösen rein. Wir finden schnell einen Parkplatz Nähe Spielzeugmuseum. Da kommt mein größter Bär Bruno her, 1,50m groß und 45 kg schwer - ein Studiobär, nicht frei verkäuflich, aber ich habe ihn vor 20 Jahren auf Umwegen bekommen.
Vorher unterqueren wir aber eine Wassermühle. Über unseren Köpfen setzten Hin- und herbalken die Kreisbewegungen der Anlage an zwei Enden um. Schwer zu erklären, aber hier wird das Gefälle des Flusses genutzt.


Im Spielzeugmuseum öffne ich die Tür und sehe sofort einen kleinen Hamster im Regal sitzen, der Kontakt mit mir aufnimmt, während  andere Kundinnen geflasht sind von dem Großaufgebot an Plüschtieren. Den Anblick bin ich von meiner Sammlung gewohnt, habe einen Blick für Details. So ein nett grinsender Hamster, er gibt sich alle Mühe, aber ich bleibe stark, schaue mir mit Peter das Museum an.



Beim Ausgang möchte ich noch ein Foto vom Hamster. "Nanu, eben saß er doch noch genau da!" Und dann sehe ich Peter damit an der Kasse stehen. Wow, danke!!. Ich nehme den  Hamster sofort aus der Plastiktüte und den Rest des Tages verbringen wir gemeinsam im Freien. Peter amüsiert sich, lernt, dass manche Plüschtiere eine Seele haben.



Wir trinken einen Eiskaffee und fahren zum Platz zurück. Peter kocht Apfelmus zu Puffern, die wir in Heichelheim gekauft haben. Lecker.



Sonntag: Wir sind in Erfurt angekommen. Der Stellplatz liegt außerhalb der Stadt bei der Messe, aber es sind nur wenige Meter zur Straßenbahn. Der Platz ist richtig groß und gut organisiert, wir stehen zufällig neben Rotenburgern, haha, die anderen sind von weit her. Heute wollen wir nicht mehr los, relaxen, fernsehen, kochen.





 


Montag: Ich habe schlecht geschlafen. Ein Vogel hat in unmittelbarer Nähe so ein lautes Konzert gegeben, dass an Ruhe kaum zu denken war. Das Vieh war morgens früh immer noch nicht heiser und wenn ich eine Zwille gehabt hätte ... Ich weiß nicht, was ich getan hätte. Die Nachbarn hatten es nachts schon mit Händeklatschen versucht, keine Chance.

Wir fahren mit der Straßenbahn in die Altstadt, zuerst zum Dom. Upps, schaffe ich die Stufen? Ja, da will ich hin.



Schöner Ausblick von da oben! Und dann will ich die berühmte Krämerbrücke sehen - und merke gar nicht, dass ich schon drüber bin. Eine gepflasterte Gasse mit netten Läden und Häusern rechts und links, kein Wasser. Nanu, grübel. Peter erzählt mir, dass wir gerade über die Gera gegangen sind und auf dieser Brücke sich früher bedeutende Handelswege gekreuzt haben




 


Mitten auf der großen Plaza sitzen wir unter blühenden Kastanien beim Eiskaffee, bevor wir weiter durch die belebten Gassen schlendern. Vor einer italienischen Boutique hängt ein Kleid, das mir auf Anhieb gefällt. Der Preis weniger. Schon kommt die Inhaberin, die meinen begehrlichen Blick gleich erkannt hat: "Das ist genau ihr Stil und wird perfekt passen". Stimmt, überredet.


 


Dienstag verlassen wir den Stellplatz, weil der Frischwassertank außerhalb ist. Ich dusche daher auf einem normalen, aber ganz freien Parkplatz. Upps, nun sitze ich da mit langen nassen Haaren, Föhn in der Hand und keinen Strom mehr. Stuhl raus und lufttrocknen. Nicht ideal, ich maule ein bisschen herum. Aber es hilft nichts. Bis wir nachher in Quedlinburg ankommen, wird die Frisur kämmbar sein.

Der neue Platz hat auch keinen Strom. Pech. Sonst läuft alles, da die Solarzelle genug produziert um die Batterien zu speisen. Fernsehen geht, föhnen nicht.
Quedlinburg kenne ich schon, aber nur bei Kälte und schlechtem Wetter. Deshalb wollte ich gerne mal wieder hin und vor allem ist es Neuland für Peter. Alles andere kannte er ja bereits.

Quedlinburg

 


 


Unsere Reise geht hier zu Ende. Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, ist es ungewohnt warm. Wir beschließen, in Gifhorn noch einmal anzuhalten. Peter möchte die Friedesglocke sehen, die Gorbatschow damals mit Gerhard Schröder zusammen eingeweiht hat. Sie steht gleich neben dem Mühlenmuseum im Glockenpalast, aber draußen und abgesperrt, wohl zum Schutz. Peter ist "geschichtsfühlig" und wäre gerne dichter rangegangen. Den Eintritt fürs Museum sparen wir uns, das meiste ist sowieso als Motorradmuseum genutzt. Dafür kostet der Kaffee aus einem SB-Automaten stolze €3,90!.





 


Die Rückfahrt ist trotz Feiertag problemlos, allerdings langweilig über die Autobahn. Vom Harz sehe ich nichts mehr.


Unglaublich, die riesigen Rapsfelder, soweit das Auge reicht...





Schleswig-Holstein

Wir starten montags Richtung Norden. Erst einmal genießen wir die Fahrt über Dörfer, jetzt wo alles langsam grün wird und Bäume, Osterglocken und Krokusse blühen. Später fahren wir auf die A1 und erreichen staufrei Kiel. Ester Blick auf die Ostsee. Mitten in der Stadt Baustelle, Straße verschwenkt, es wird eng. Und Peter sieht von seinem Stitz den hohen, in die Straße ragenden Bordstein nicht. Ich kann nicht schnell genug warnen. Rums, Erdbeben im Womo. Das war es wohl mit dem Reifen. Oder? Anhalten ist nicht, wir kullern weiter in der Schlange mit und sind schneller auf der Autobahn, als uns lieb ist. Aber Peter bemerkt keine Unwucht in der Lenkung. Am nächsten Parkplatz schaut er nach - nichts zu sehen. Erleichterung. Und so sind wir einige Zeit später in Kappeln, unserer ersten Etappe.

Der Stellplatz ist am Hafen, kombiniert mit Stellplätzen für Schiffe - hunderte! Dazu noch ca 100 Wohnmobile. Wow, was stehen hier für Millionenwerte, viele Millionen ... Wir bekommen gerade noch einen Stellplatz mit Blick von oben auf einen Schrottplatz. Aber wir bleiben ja nur zwei Nächte.




Peter zieht seine Angelklamotten an und geht runter zum Hafen. Dort steht er mit vielen anderen. Petri Heil. Alle mussten sich unter Vorlage ihres Angelscheins eine Genehmigung kaufen.


Zwei Stunden später mache ich mich auf den Weg um mir die Altstadt anzuschauen und gehe erst einmal an der Hafenpromenade lang, gucken was Peter so gefangen hat. Nichts. Das tut mir leid für ihn, gut für den Hering. Die anderen haben auch alle leere Eimer. Den Fischen ist es wohl trotz Sonne heute auch zu kalt. Brrrr. (Später werden wir erfahren, dass die Kormorane einen ganzen Schwarm abgefangen haben)


Zur Altstadt geht es aufwärts, dafür entschädigt der Blick von oben auf die Schlei und die vielen Schiffe und Boote.

Echt schön hier, vor allem tolle Läden, in denen es Spaß macht, zu stöbern. Kaum typische Andenkenläden. Ganz lange bin ich in einem großen Buch- und Schreibwarengeschäft. Es gibt auch viel edlen Kleinkram für schöner wohnen. Ich kaufe nur ein paar Kleinigkeiten, Stifte, eine Minivase usw.


 


 


Gleich gegenüber entdecke ich im Schaufenster eine Kette aus Edelstahl zum halben Preis. Geht mit. Gegen Schmuck aus Stahl habe ich keine Allergie.


 


Angenehm ist, dass die Einkaufsketten hier an den Rand der Altstadt verbannt wurde. Die Häuser sind alle stilvoll erhalten, mit Blumen geschmückt, schöne Türen und viel Gastronomie. Ich gehe in die Nikolaikirche, die eine freundliche Atmosphäre hat. Innen erinnert mich alles an Bäderarchitektur, an alte Villen mit viel Holz. Die Orgel befindet sich über dem Altar, das kenne ich so nicht. Ein Holzschiff lädt dazu ein, Kerzen zu entzünden. Gute Idee.




Auf dem Rückweg finde ich meinen Fishermans friend nicht mehr an seinem Standplatz, er hat aufgegeben, versucht es zwar gegen Abend noch einmal, aber auch vergebens. Nun gibt es gleich Gemüse mit Räuchertofu,


Dienstag: Wir setzen um nach Schleswig. Auf dem Weg liegt Arnis, die kleinste Stadt in Deutschland mit 300 Einwohnern und ca 0,5 qkm. Eine Kleinstadt beginnt eigentlich erst ab 5000 Einwohner, aber die Lage auf dieser Halbinsel ist so, dass diese kleine Stadt kein Dorf sein kann, politisch nirgends zugehört.


 


Zwei Straßen, schöne Häuser und noch nichts los. Wir kommen mit dem Parkautomaten nicht klar, bargeldlos, Easypay soll geladen werden. Wir beschließen: Django zahlt nicht! Andere Familien stehen um die Säule herum, Jungs beraten ihren Opa, nehmen sein Handy, aber es wird nix. Ich schaue von meinem Womo-Hochsitz aus dem Drama noch etwas zu, aber dann wollen wir weiter.


 


In Schleswig ist der Stellplatz rappelvoll, fast alles norwegische Kennzeichen. Wir haben Glück, ein Eckstellplatz ist zu knapp für viele andere, wir passen mit unseren 5,80m gerade drauf und haben sogar noch Platz für unsere Stühle.
Bei uns müssen alle vorbei: ein- und ausfahrende Womos nach vergeblicher Suche, entsorgen (Schietmänner), SpaziergängerInnen, Brötchen holen, Moin, Hej, Hallo, Tschüß, woher, wohin, guten Weg.

 




Wir besichtigen als erstes den imposanten Dom,

 

gehen durch die Stadt, es gibt einen Aperol Spritz in einem netten Straßencafé. Der Wirt setzt sich mit in die Sonne und erzählt ein bisschen von der Geologie der Stadt, nach der Peter fragt.
Wir gehen weiter in die Altstadt. Das ganze "Dorf" ist großzügig rund um ein Friedhofsrondell mit kleiner Kapelle gebaut. Das alte Straßenpflaster wurde erhalten, hübsche Häuser und Türen. Jetzt fehlen nur Pferdewagen. Wenn die vielen Bäume hier blühen, sieht es bestimmt wunderschön aus, aber dann laufen auch sicher viel mehr Menschen hier durch.



 


 
 
 

 


Zum Schluss noch das Fischerviertel.
Ich gehe einen abschüssigen Gang zwischen zwei Häusern durch, der direkt am Wasser endet. Von einem Steg kommt gerade ein Fischer mit ein paar Karpfen im Eimer. Peter berichtet ihm von seinem erfolglosen Angeln und er erklärt, warum's gerade gar keine Heringe gibt.




Wir sind schon auf dem Rückweg zum Hafen, Motorradkneipe, Waterkant. Die Sonne geht unter und wir sitzen noch etwas vor dem Womo, Glas Wein, 

Ein Wok, zwei Gabeln für die Spaghettipfanne mit Gemüse und Schafskäse


 

Donnerstag : Es regnet Bindfäden. Wir machen uns gleich nach dem Duschen und regenfest anziehen startklar, warten aber noch etwas, ob sich das Wetter ändert. Schloss Gottorf soll es heute sein, aber der Regen wird eher heftiger. Mist. Als wir unterwegs sind sehen wir, dass die Zufahrtsstraße aufgebuddelt ist. Das Schloss liegt auf einer Halbinsel und ist z. Z. nur über einen großen Umweg um den See zu erreichen. Das wollen wir uns nicht antun und verschieben den Besuch auf das nächste mal. Auch Maasholm lassen wir aus, wollen nach Hause. Das Fahren bei dem Sauwetter ist anstrengend. Der Osterverkehr beginnt schon deutlich. An der Elbfähre Glückstadt-Wischhafen warten wir lange und die Schlange bewegt sich träge, dabei kommt ein Schiff nach dem anderen. Vor uns noch mehrere LKW und die Fähre scheint voll. Gerade als Peter in der Toilette verschwunden ist, kommt der Einweiser: "Ein Womo passt noch". Pech, ich habe gerade keinen Fahrer und der hinter uns darf nun mit.
Kurz darauf sind wir auch dran. Dem vor uns stehenden LKW sollen wir fast auf die Stoßstange fahren, das war es mit Aussicht aufs Wasser.
Für den Heimweg brauchen wir fast acht Stunden, Baustellen, Umleitungen, 70 bei Regen, Dörfer...


 


Der Parkplatz bei Kaufland Verden ist rappelvoll, keine Chance, aber es gibt eine Durchfahrt zu einer Autowerkstatt. Peter kennt die Leute und kann nun die Salatzutaten für die Grillparty morgen bei meiner Schwester holen. Die Zubereitung wird für ihn noch ein abendfüllendes Programm, bis wir uns endlich am Kaminfeuer niederlassen können.

ENDE





Soltau

Wir sind auf kleiner Tour. Peter hat beschlossen, dass mir mit meinen Atemproblemen ein Aufenthalt in der Sole-Therme gut tun würde. Ja, das hat es, obwohl ich etwas verunsichert bin ab Eingang. Er erklärt mir den Ablauf. Ich verstehe etwas von "und zum Schluss gehen wir ins Gratinierwerk. Huch!?. Ich fühle mich nun wie eine Kartoffel (couchpotato bin ich sowieso). Also erst in der Umkleide die Pelle runter, abspülen, ins quirlige warme Blubberbad, gut gesalzen. Weiter in die Dampfsauna zum Durchgaren und anschließend zum Schockgefrieren ins Tauchbecken. Brrrrrr. Nun geht es ins Gratinierwerk, aber ich habe mich verhört, werde nicht zum Auflauf weiterverarbeitet. Es heißt Gadierwerk. Und das ist harmlos, nix als sehr salzgesättigte Luft, weil Wasser an den Wänden herunterläuft. In echt gibt es das nur in Salzbergwerken.

Wir machen alle Durchgänge zweimal, zwischendurch wird Wassergymnastik angeboten, aber die Zumbamusik ist viel zu schnell für die Trägheit des Wassers. Die sehr kräftig gebaute Frau an Land hüpft dazu herum wie ein Flummiball und feuert uns an, während wir im Wasser stehen bis zum Hals und versuchen, schnelle Schritte zu machen. Na wenigstens haben wir Spaß bei den vergeblichen Hampelversuchen.




Am späten Nachmittag ziehen wir uns zurück ins Womo, mit dem wir gleich neben der Therme auf dem Parkplatz stehen und machen es uns mit Spaghetti, Rotwein und Krimi gemütlich.




Am nächsten Morgen geht es zum Spielzeugmuseum, nur 3km weiter. Da wollte ich schon lange mal hin, hat sich immer nicht ergeben. Aber nun! Einen Bericht findest du im "Kulturbeutel"


 






Bremerhaven

Wir haben einen schönen Standplatz am Hafen gefunden und Glück mit dem Wetter. Vorher gehen wir zum "Schaufenster Fischereihafen". Peter will Fisch  bei Fiedler kaufen und schnackt sich auf Platt fest. Angler unter sich und wie räuchert man am besten. Die Saison für die gewünschten Stinte beginnt gerade. Ein Kilo bitte. Ich verschenke eine bemalte Miesmuschel und löse große Freude aus, gibt noch eine Handvoll der Fischchen dazu.




 


Noch eben ein Fischbrötchen mit auf den Weg


Ich werde jetzt nicht mehr behaupten, Vegetarierin zu sein. Höchstens "fleischlos". Ich habe probiert, nachdem Peter sich so viel Mühe gegeben hat mit braten, Gemüse kochen, Salat aus Queller, Zwiebel, Knobi und Tomaten anzurichten. Die Womo-Küche auf kleinstem Raum ist seine große Leidenschaft.

 




Der 1. März fängt mit 12 Grad und regenfrei an. Nach einem gemütlichen Vormittag im Womo machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die City. Wir gehen durch Hafenanlagen, über die Doppelschleuse und weiter über die Kennedybrücke. 





In der Nähe des Schifffahrtsmuseums machen wir eine Kaffeepause bei Gosch draußen in der Sonne.

Kurz darauf sind wir an unserem Ziel: dem Auswanderermuseum. Wir kennen es beide, aber es ist viele Jahre her. Wie damals sitzen wir im Wartesaal, bevor wir zum Schiff kommen. Wir hören dem Stimmengewirr am Anleger zu, deutsch, jiddisch.., Dialekte.





 


Bedrückend, wie die Menschen untergebracht waren, 5 pro Bett, ob sich alle kannten oder nicht. Es gab kaum Essen, viele stöhnten, waren krank, Kinder weinten leise, Kotzgeräusche aus allen Ecken, vor allem aus Richtung des Waschraums und der einzigen offenen Toilette. Fast alle waren seekrank.




 

nach 1930 wurde es etwas besser


Wir wandern weiter durch die Ausstellung, sitzen in den Gitterboxen der Einwanderungsbehörde, füllen Formulare aus: woher, warum, wohin, gesund? Dollars? Arbeitswillig? Anarchist? Polygam?
Wir dürfen ins Land. Haben bestanden.





In weiteren Räumen wird über bekannte Schicksale der  ausgewanderten Menschen und ihren weiteren Lebensweg berichtet. Ich setze mich an den Computer, gebe den Namen meines Onkels ein und werde fündig. Seine Heiratsurkunde mit meiner Tante Millie, geb. Sulter, nach der ich Camilla heiße. Aus Friedrich Bähre wurde Frederick Bahre. Er ist übrigens mit 17 von zu Hause abgehauen, aufs Schiff. Jahrzehnte später war er Konsul in Savannah!





Auf dem Rückweg scheint die Sonne so schön in die Strandkörbe bei Gosch, dass wir uns einen Aperol Spritz gönnen, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Wieder zu Hause haben wir 12.000 Schritte auf der Uhr. Ich bin stolz auf mich und geschafft.




Der Stellplatz ist inzwischen viel voller geworden. Vermutlich haben einige ab heute ihr Saisonfahrzeug wieder zugelassen - und dann gleich Sonnenschein zu Anfang. Es gefällt uns gut hier, gleich hinter dem Deich, Leuchtürme, Schleusen, Stromanschluss, Sanitärräume, WLan kostenfrei und nicht weit zur Stadt.
02.März. Mittags verlassen wir den Stellplatz und halten kurz darauf noch einmal im Fischereihafen. Brötchen kaufen und Peter sucht sich Fisch (Steinbeißer) bei Franke aus.





Weiter geht's Richtung Cuxhaven. Wir halten unterwegs in Wremen, weil die Sonne gerade so schön scheint und laufen um den Hafen herum zum "Kleinen Preußen". Von einer Bank aus schauen wir einige Zeit aufs Wattenmeer und Peter erzählt von seinen Segelturns.





In Dorum will Peter Krabben kaufen, aber der Laden hat geschlossen und die Kutter sind gar nicht erst ausgelaufen. Das wird wohl nix. Trotzdem suchen wir einen Parkplatz, schlendern etwas am Wasser entlang und besuchen eine Naturkundeausstellung Wattenmeer.


 


Nun geht es auf direktem Weg nach Cuxhaven. Ich habe Vorbehalte, war in früheren Jahren schon dreimal hier, habe nichts schönes gefunden, keine Altstadt, keinen netten Hafen, nur Fährbetrieb, Umgehungsstraßen, Fischgewerbe, Industrieanlagen und viel Wattenmatsch.

Der Platz liegt am Fähranleger Helgoland und Neuwerk und es stehen schon gefühlt hundert Wohnmobile dort, ziemlich große Geschütze, sogar mit Kleinwagen hinten drin,
Wir übernachten dort und ich freue mich, als Peter morgens vorschlägt, nach Stade zu fahren. Schnell weg hier. Cuxhaven und ich - wir mögen uns nicht!

 

 


Unterwegs sehe ich einen Wegweiser nach Otterndorf, wo ich schon einmal eine Meedenfahrt mit einem Schiff im Rahmen eines Betriebsausflugs gemacht habe. Auch die kleine Stadt habe ich in guter Erinnerung. Peter biegt ab, parkt aber erst einmal am Strand und See. Ich mag nicht gerne auf den Deich klettern, obwohl es sehr schön ist hier. Vor allem für Kinder wurde viel getan neben dem kleinen Strand. Nur die Parkplätze sind jetzt schon zu wenig, dabei ist es gefühlt der erste Frühlingstag.

 


Wir steigen noch einmal ein und fahren näher an die City zum Schlossparkplatz. Schon nach wenigen Metern stehen wir auf dem Marktplatz und entdecken zwei freie Plätze vorm Eiscafé. Die Belegschaft ist allerdings völlig überfordert, drinnen und draußen jeder Stuhl besetzt und Schlangen vorm Eistresen. Aber wir haben Zeit... schnuppern Frühlingsluft.


 


Kurz vor Sonnenuntergang kommen wir in Stade an. Wir bekommen sogar den selben Stellplatz wie im Dezember. WLAN kostenlos! Endlich können wir unsere Stühle mal wieder rausstellen für kurze Zeit, bis es doch zu kalt wird.


Eine Pfanne vom Gaskocher und zwei Löffel ..

 





Fünf Tage entlang der ostfriesischen Küste


Montag: Wir starten mit dem Wohnmobil Richtung Norden und immer geradeaus. Unterwegs erzählt Peter mir von seiner langjährigen Tätigkeit im Außendienst der Bundespost Oldenburg als Fernmeldehandwerker und später als Planer. Zu dem Bereich gehört auch Wilhelmshaven, unsere erste Station. Ich kann dem gut folgen, weil ich einiges aus dem Baubezirk und der Funkleitstelle Bremen kenne, in der ich einige Jahre gearbeitet habe.

Erster Halt ist am Besucherzentrum Jade-Weser-Port. Es startet mit einem  Kinofilm, gucken, wie aus einem Stück Wattenmeer ein moderner Hafen geworden ist. Wow, was für eine Planung und Logistik über Jahre, und ganz ohne Vorbild. Faszinierend und kaum vorstellbar. Wir besuchen noch die zugehörige Ausstellung. Ich hätte gerne mal ein Containerschiff am Simulator gesteuert, aber ein kleines Mädchen hatte soviel Spaß daran, da habe ich verzichtet.






Mütze mit Rückenwind


Weiter zum  umstrittenen Flüssiggasterminial, das in kurzer Zeit betriebsbereit war. Peters erstes Fischbrötchen an einer Bude, aber ziemlich lieblos zubereitet. Einfach den Hering in ein schlappes Brötchen gematscht. Da bin ich vom Bahnhofskiosk Langeoog etwas anderes gewöhnt: Viel mehr Fisch, warmes krosse Brötchen, bisschen Marinade, Salatblatt, feine Zwiebelringe ... Peter wird begeistert sein, wenn er mich im nächsten Sommer begleitet.

Wir fahren nach Neuharlingersiel, das ich sonst nur von der Durchfahrt kenne. Es war gar nicht geplant, hier zu übernachten, aber wir haben einen Stellplatz direkt am Wattenmeer neben dem Anleger der Spiekeroogfähre . Vom Cockpit aus habe ich alle Inseln im Blick. Zuordnen kann ich an Hand der Fähren und abends sehe ich die Leuchtfeuer, sogar bis Helgoland. Die Insel "ohne" muss Langeoog sein.



Wir gehen um das Hafenbecken umzu - und schon läuft zufällig ein Kutter mit fangfrischem Granat ein. Bis zum Verkauf haben wir noch Zeit. Peter als alter Skipper schaut dem Anlegemanöver zu, während ich mal eben in den Schietwetterladen gehe, um mir einen Schal zu kaufen. Den kann ich gerade gut gebrauchen. Heute haben sich Sonne, Regen und Wind im 5-Minutentakt abgewechselt.
Als Peter endlich seine Krabben eingefangen hat, gehen wir auf einen Grog in die Teestube am Hafen. Wir können sogar draußen sitzen. Abends im Womo gibts Krabben-Spargelsalat, den ich gestern schon zu Hause zubereitet hatte.
Wir schaffen es noch, die neuen Krabben für morgen vorm Krimi zu pulen. Ich bin völlig aus der Übung.






Dienstag: Erstes Ziel - Bensersiel. Ich bin ja mindestens 80 mal wegen der Fähre hier gewesen, aber nie im Ort. Nun stehen wir in einem Park am Hafenbecken, Peter hat eine Fischbrötchenbude entdeckt und ich sehe die Langeoog III  auf der anderen Seite liegen, bereit zum Auslaufen. Die Gäste sind schon an Bord, die Sonne scheint, "Onkel Otto" legt ab und wird mit dem Gepäck und Ware etwas eher drüben ankommen. Alles wie immer, nur ich stehe heute auf der falschen Seite. Wir entdecken eine nette Einkaufspassage, Kinderpardies, Campingplatz am Deich und gehen durch den Ort, am Siel vorbei, zum Parkplatz zurück. Ich sehe noch einen Schal in schlicht dunkelblau, fehlt schon lange zu meiner Regenjacke. Peter schenkt mir den. Dankeschön .






 



Wir fahren weiter in die Stadt Norden. Das erste Ziel ist das Teemuseum. Es gibt echt viel zu sehen. Leider ist die Teezeremonie zum Probieren voll besetzt. Nur nach Anmeldung. Aber der Besuch lohnt trotzdem. Ich schaffe es, nichts aus dem Museumsshop zu kaufen.








Zur Seehundstation sind es nur wenige Kilometer. Oh, ist das voll hier. Viele Familien, Schulklasen, Busfahrten. So hatte ich mir das nicht vorgestellt und fand es mit 10€ pro Person auch nicht grade billig. Aber die Viecher fressen ja ziemlich viel. Überraschung, als sich dicht an der Scheibe eine dicke Möwe  erheb und aus der Luft einen Hering schnappt, der dem Seehund zugeworfen wird. Sie hat den Fisch im ganzen heruntergewürgt.




Ein strammes Programm ist eigentlich heute nicht vorgesehen, aber ich hatte vorhin in einem Flyer gesehen, dass das Museum der Küstenfunkstelle Norddeich-Radio heute ab 16:00 Uhr geöffnet hat, nur zwei Tage die Woche. Glücksache. Das müssen wir nutzen.
Wir kommen schnell mit den Veteranen ins Gespräch. Der beleuchtete Tannenbaum erinnert sofort an meine Kindheit - und die der meisten Küstenkinder. Heiligabend Kerzen auf dem Tisch, alle versammelt zu Kakao und Kuchen, Radio an und dann Weihnachtsgrüße auf See, übertragen von Norddeich-Radio. Ach war das immer rührselig. Dann erst Bescherung und Kartoffelsalat mit Würstchen.



Am Ausgang konnte Peter noch mit jemandem fachsimpeln und es stellte sich heraus, dass der Didi noch einen Kollegen aus Peters Lehrzeit in den 60ern gut kennt - und wie es der Zufall will, kenne ich den auch von einem Gewerkschaftslehrgang. Netter Kontakt damals. Wir werden Winfried morgen in Leer besuchen. 50 Jahre nicht gesehen, aber neulich alle zusammen telefoniert.


Wir fahren einen Stellplatz an;  es gibt eine Gemüsepfanne und ein oder zwei Ouzo oder drei Es ist gemütlich warm im Womo, bis gegen 2 Uhr, dann fällt die Heizung aus, Batterie leer und kein Stromanschluss auf diesem Platz. Wir überleben, trinken nach einer Katzenwäsche einen heißen Kaffee und starten früh morgens nach Emden.

Mittwoch. In Emden finden wir schnell einen Stellplatz am Binnenhafen und haben Glück, dass gerade ein Womo aus der ersten Reihe mit Blick in den Hafen wegfährt.  Sehr begehrt die schönen Plätze, alle 20 besetzt.

Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und füllt hoffentlich die Solarzellen auf unserem Dach. Gestern standen wir nämlich unter Bäumen. Leider hat Peter sich den Fuß vertreten und ist heute nur eingeschränkt mobil. Ibo 600, kalte Wickel und Flunken hochlegen.



Für mich bedeutet das, alleine die Stadt zu erkunden. Ich war schon mal hier und habe schnell den Überblick. Erst einmal ein Blick auf den zweiten Hafen direkt an der Ems. Das Otto-Museum ist ziemlich voll, da wollte ich eigentlich rein. Aber es wird nicht unser letzter Besuch hier sein. Auch die Kunsthalle steht auf dem Zettel, ist aber doof ohne Peter. Schaufenster gucken, in einem Café einen Latte Macchiato, kleiner Einkauf bei Rossmann und dann fängt es an zu regnen. Zurück in die Womo-Kolonie, Gemütlichkeitsklamotten an, etwas essen und Krimi.






Donnerstag: Die ganze Nacht prasselt der Regen aufs Dach und es stürmt, Radiodurchsagen: Fähren fallen aus. Kleine Pause, mal eben eine rauchen vor der Tür und 50ct nachwerfen in den Stromautomaten. Brrr, schnell wieder rein.


Wir fahren weiter nach Leer und beißen uns auf einem Parkplatz fest. Der ausgewiesene Womo-Stellplatz ist zum großen Teil gesperrt, weil der Gallimarkt abgebaut wird. Wenden nicht möglich. 100m rückwärts fahren und so den Parkplatz verlassen. Ich mag gar nicht hingucken, aber Peter kennt sein Fahrzeug millimetergenau!

Gleich hinter der Zugbrücke der Altstadt ist ein zweiter Parkplatz, allerdings ohne jeden Komfort. Zuerst stehen wir alleine auf dem Schotterplatz voller Pfützen, aber nach und nach trudeln noch andere Fahrzeuge ein, wssen auch nicht, wohin. Es gießt weiter. Trotzdem gehe ich in die Stadt. Peters Fuß ist seit gestern noch dicker geworden und schmerzt sehr, also hochlegen, schonen, er kann auf keinen Fall mit . Ich bummele durch die Altstadt, kaufe ein spezielles Gewürz im Büntinghaus, Apotheke für ein Schmerzmittel und dann will ich Eier haben. Oh je, kein passender Laden. Ich gehe durch die langen Einkaufsstraßen 2km bis zum Bahnhof - nichts. Zwischendurch frage ich Einheimische, Kopfschütteln, Eier gibts nur bei Multi. Das ist 5km entfernt, nützt mir jetzt gar nichts. Lebensmittel gibt es hier nicht. Aber dann macht mich doch jemand auf einen neuen türkischen Laden aufmerksam, steht Lebensmittel klein dran - und es ist erstaunlich viel drin in den Regalen. Ich rein. "Klar haben wir Eier, wie viele Paletten brauchen Sie? Upps, 10 einzelne ... Der junge Mann sucht eine Eierpappe für mich aus dem Lager. Zu Hause erzähle erzähle ich Peter: "Nur der Türke hatte Eier und war auch ansonsten gut bestückt." Ähhh, warum lachst du?? Ach so, unglückliche Formulierung





 

Abends werden wir vom alten Kollegen Winfried und seiner Frau mit einem Oldtimer abgeholt und zum Fernmeldemuseum gefahren. Er ist der Initiator und sozusagen "Museumsdirektor". So kommen wir zu einer Sonderführung "Nachts im Museum". Es werden so viele Erinnerungen wach, an die Auskunft mit Mikrofilm-Lesegeräten (5 Jahre!), Fernamt mit Stöpseln, Sprechgarnitur, Hörerfächer, erste Auto- und Zugfunkverbindungen, die Einführung des Selbstwählferndienstes, Ansagedienste z. B. für Kino. Die Programme habe ich Anfang der 70er noch auf eine Magnetplatte gesprochen, Uher-Tonbänder kamen erst später. Dann Telefonapparate aus vielen Generationen, der schwarze und weiße W48, dann der 611er in grau, später auch in anderen Farben und sogar mit Brokatbezug (war das Ding barockmäßig hässlich!!). Messgeräte noch in Neper, bevor dB kam, dicke Kabel mit 960 Kupferadern, Gestelle der Wähl- und Verstärkertechnik usw. Vier Stunden haben wir alles angeschaut und Döntjes erzählt. Inge hat zwischendurch Ostfriesentee und Kuchen vorbereitet. Sooo nett gemacht, vielen Dank ihr beiden.













Ich bin eingeladen, demnächst an einem Projekt der Uni Oldenburg als Zeitzeugin mitzuwirken. Offene Fragen zu der Zeit klären. Spannend. Ich glaube, ich kann da viel beitragen.

Wir werden zurückgebracht durch nachtschlafende Straßen, die Beleuchtung ist längst aus. Das Womo ist kuschelig warm, jedenfalls die meiste Zeit ...

Freitag:
Gegen morgen wackelt der Strom. Antenne schon mal einfahren und Peter springt noch schnell unter die Dusche. Und dann ein Schrei - eingeseift und Wasser kalt, Radio aus. Pech, kann passieren beim Vagabundenleben. Gas ist auch so gut wie alle. Ist aber letzlich nicht schlimm, denn mittags sind wir bei meinen Freunden in Ihrhove kurz hinter Leer eingeladen, parken vor der Tür und bekommen Strom vom Gartenhäuschen.

Peter ist neu in der Runde und wir unterhalten uns zum Kennenlernen lange. Wir sitzen in der warmen Küche beim Kinnertönen*, löffeln die Brandweinrosinen aus den Gläsern. Birgit bereitet nebenher den leckeren Kartoffelauflauf zu, den ich mir gewünscht habe.
Abends spielen wir "Esel", so ein bisschen wie schwarzer Peter, aber mit 121 Holzklötzen statt Karten. Rudi war zweimal der Esel, haha.



* Kinnertönen, d. h. soviel wie ein neu geborenes Kind "ausrufen". Die beiden sind nämlich gerade wieder Oma und Opa geworden.
 


Wir ziehen uns ins Womo zurück und kommen erst zum Frühstück wieder raus. Rudi hat frische Brötchen geholt. Kaffee, Tee, kaueln (klönen) und dann machen wir uns auf den Rückweg. Ich habe echt Angst, dass Peter mit seinem Klumpfuß sonst nicht mehr fahren kann. Ich bin 50 Jahre keine Schaltung mehr gefahren und nur Kleinwagen! Aber alles gut gegangen. Mit einem Sack voll netter Erinnerungen und neuen Kontakten sind wir wieder zu Hause - und nun beruhigt sich der Fuß langsam. Ich nehme Peter allerdings zwei Tage mit zu mir nach Hause, damit er nicht auf die Idee kommt, Holz zu hacken oder in seine Apfelbäume zu klettern!


Tagesausflug in Tiester Moor Nähe Sittensen

Wir starten an einem regnerischen Sonntag; nachmittags soll es besser werden. Wirds aber nicht. So sind wir beide ganz froh, dass die Moorbahn gerade fährt.



Wir ergattern noch zwei freie Plätze und schon rattert der Zug mit Spitzengeschwindigkeit 9kmh los. Der Lokführer, ehemaliger Bürgermeister, hält öfter an, um etwas zu erklären. Wenn es wieder losgehen soll, muss er Sand auf die regenglatten Schienen streuen. Für ihn gibt es nur einen Stehplatz und er steigt etliche Male ab und geht voraus, um Weichen zu stellen, während die Bahn langsam weiterrollt. Sieht lustig aus mit Regenschirm.
An dem großen Moorsee hätten jetzt hunderte Kraniche stehen sollen, aber die sind tagsüber nicht zu Hause. Pech gehabt.


 


Trotzdem lohnt sich der Ausflug in die einmalige geschützte Natur. Es gibt auch die Möglichkeit, die Gegend über einen Fußweg zu erkunden, aber vom dem kann nicht abgewichen oder abgekürzt werden. Querfeldein gibts hier nicht. Die Bahn kann mehr Gelände abfahren.
Einmal an einem Bahnsteig können wir aussteigen, hier sind Aussichtsrürme. Über dem Moor bei Regen liegt eine seltsame Stimmung .... Nach anderthalb Stunden und ein bisschen informierter kehren wir zum Bahnhof zurück. Es gibt zwar ein Café, aber das ist sehr voll. Wir gut, dass wir Kaffee und Kuchen an Bord haben, warm und trocken sitzen. Wir sind unschlüssig, ob wir hier übernachten sollen, beschließen dann aber doch, lieber zu Hause etwas schönes zu kochen.


 



Museumsdorf Cloppenburg

Wir sind schon am frühen Vormittag nach Cloppenburg gefahren und haben einen Stellplatz direkt vor dem Eingang des Museumsdorfes gefunden. Erst einmal Tisch und Stühle raus für Kaffee und ein improvisiertes Mittagsfrühstück. 

 



 

Das Gelände ist weitläufig, ein richtiges Dorf mit alten Bauernhäusern, Wiesen, Ziegen, Schafen, Kirche, Kneipe, Mühlen. Wir beginnen mit der Wechselausstellung. Es ist so ein heißer Tag. Uff. Wir versuchen, weitgehend im Schatten zu laufen und freuen uns, als wir den Dorfkrug finden. 2 große Bier alkfrei bitte. Im Backhaus kaufen wir Rosinenstuten und Butterkuchen, bevor wir uns nach Stunden Richtung Ausgang begeben. Auch im Womo ist es warm geworden.

 













Nach kurzer Beratung beschließen wir, auf einem anderen Stellplatz zu übernachten. Mein Smartphone zeigt mir einen "schönen Stellplatz in der Nähe" an. Quakenbrück. Wir sichern alles wieder und fahren hin. Es ist wirklich ein schönes Plätzchen an der Hase, alles da für Entsorgung, Stromanschluss auch, aber den brauchen wir gar nicht. Solar auf dem Dach reicht, notfalls fette Batterien, der Rest läuft auf Gas.

Unser Nachbar heißt Dieter (68), hat einen Schulfreund besucht und holt sich auf Einladung seinen Stuhl an unseren Tisch. Er kommt aus Norddeich und wir erzählen viel. Bier und einen Joint hat er sich mitgebracht. Hündin Lulu liegt brav neben uns. Wir klönen, (er erzählt von seinen 4 Kindern von vier Frauen) bis es ganz dunkel ist, dann ziehen wir uns alle zurück. Antenne ausfahren, Fernsehen gucken.

Am nächsten Morgen brechen wir die Zelte ab und fahren nach Quakenbrück in die Altstadt. Wir schlendern durch die Straßen, Peter lädt mich zum Eiskaffee ein, wir schauen uns die Kirchen an und sehen, dass das Museum leider erst nachmittags öffnet. Schade, die Sonderausstellung hätte ich gerne gesehen. So lange wollen wir nicht warten.  Wir sind gerade auf der Autobahn Richtung Heimat, als ich von meiner Enkeltochter eine Whatsapp bekomme: Oma, wir sind ganz in der Nähe! Sie hat meine Statusbilder von Cloppenburg gesehen. Leider antwortet sie auf meine Rückfrage "wo" nicht mehr. Aber es war auch so ein schönes Wochenende, das wir später im Garten mit einem Glas Wein ausklingen lassen.


Quakenbrück









Lüneburger Heide
Dienstags 11:00 Abfahrt in die Heide. Oh, erstes Abenteuer an der Tankstelle. Einmal voll bitte. Aua.
Der Weg Richtung Soltau kam mir bekannt vor, ich habe ja vor 6 Jahren Horst jeden 2. oder 3. Tag dort in der Reha besucht.

Hinter Neuenkirchen machen wir Halt am Schäferhof. Hübsch, aber grade nichts los, die Schafe sind irgendwo auf der Weide. Peter hatte selbst vor Jahren eine Heidschnuckenherde, 50 Muttertiere und kennt daher den Besitzer.

 
 

Mittags erreichen wir unser Ziel "Iserhatsche" in Bispingen. Wir kamen gerade noch in eine laufende Führung durch die Kuriositäten, bevor zwei Reisebusse ankamen. Da wurde es voll und die Führung war etwas kurz geraten. Machte aber nichts, wir kannten das beide schon, wenn auch vor langer Zeit. Dass der Gutsherr einen Sitzsarg für sich gebaut hatte, bekamen wir gezeigt. Aber ich wusste, dass er dort drinnen auch für Handyempfang und Bierkühlung gesorgt hat. Auch, dass sich unter dem Tisch im goldenen Speisesaal eine herausziehbare Tastatur für die 80 Glocken draußen im Baum befindet, auf der man Melodien spielen kann, wurde nicht erzählt.

 

 
Beeindruckend die größte Bierflaschensammlung der Welt, das gleiche mit Streichholzschachtel, Schnullern, Pümpeln und Modell-Leichenwagen, Gießkannen usw. Wir waren im Hochzeitszimmer, Festsaal und Grotte, die für Feiern vermietet wird mit Gewölbe, Bar, Backofen, Grillplatz, abends schaurigen Fledermaus- Videoinstallationen. Landschaftlich ist es sehr schön mit englischem Garten, Seen, malerischen Brücken, Pfaden durchs Unterholz, einem künstlichen Vulkan und überall kleine Kuriositäten aus Holz, Stein, Skulpturen, Springbrunnen.









 




Nachdem wir alles gesehen haben, fahren wir weiter nach Oberhaverbeck zu einem schönen sehr großen Stellplatz unter Bäumen. Sogar einen Kiosk und einen Kunsthandwerkladen gibt es hier ....

 

Wir wollen am nächsten Tag in die Heide, aber dann fängt es morgens an zu regnen. So heftig, dass wir nach wenigen Schritten im Matsch stecken. Wir packen ein und fahren nach Schneverdingen. Das Wetter klart auf und wir genießen den Heidegarten, ein echtes Ausflugsziel. Meine Güte, wie viele verschiedene Sorten Heide es gibt! Ich kannte nur drei!

 




Geplant ist, bis zum Schafauftrieb nachmittags hierzubleiben, aber es ist noch viel zu früh. Rein in die City, die gar keine Einkaufszone hat. Aber eine Feldstein-Kirche können wir anschauen. Peter und Paul. Ich bin erstaunt, als ich durch das Hauptportal gehe und den Altar seitlich an der Wand finde, Taufbecken in der Mitte und Orgel im linken Seitenschiff an der Wand. Komisch. Wir können uns mit der Aufteilung und Atmosphäre nicht anfreunden.

 

Nach einem kleinen Einkauf beschließen wir, zu dem Stellplatz von gestern zurückzufahren und kommen nun doch noch zu unserem langen Spaziergang durch einen wunderschönen gschützen Teil der Lüneburger Heide, so wie ich sie aus meiner Kindheit kenne, Blütezeit, hügelig, Birken, Wachholder, Fasane.

 




Uhi diese Nacht ist etwas unruhig, der Wagen steht trotz Keilen nicht gerade auf dem unebenen Gelände. Ich kenne ja Schieflagen vom Schiff, aber da geht es über die Mitte wieder zurück, hier nicht. Ich bewege mich etwas unsicher, aber zum Umfallen ist es zu eng

Der Wilseder Berg steht auf dem Programm. Fahrtechnisch kein Rankommen, das Navi versagt völlig und beim ständigen Wenden merken wir, dass es vielen anderen "Falschfahrern" auch so geht. Später erfahren wir, dass alle drei Straßen nur noch von Kutschen befahren werden dürfen. Macht ja Sinn, leider nirgends Hinweise und dadurch doch wieder viele suchende Fahrzeuge kreuz und quer.

Kurz entschlossen fahren wir nach Amelinghausen. Wir finden schnell einen Parkplatz vor einer Glasbläserei. Ich kriege glänzende Augen. Ping! Erst einmal ein kleines Mittagessen im Womo am Straßenrand, Brötchen und Peter hat leckeren selbstgemachtes Tzaziki  mitgebracht. Gouda von Schaf und Ziege, Tomaten und Gurken sind auch noch da.
Dann raus und rein in den Glasladen (Kunsthandwerk). Wow, was für tolle Lampen . Liebe auf den ersten Blick, habe aber leider gerade kein Geld für so etwas. Langeoog wartet und das Finanzamt auch. Ich schaue noch ein bisschen bei der Glasbläserin zu.


Wir wollen den Ort erkunden, aber es gibt gar kein Zentrum hier. Wir laufen ein bisschen herum und ich merke, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenke, die Lampe zu kaufen, sondern nur noch "gelb oder orange"? Gelb passt besser, aber orange gibt schöneres Licht. Ich gehe noch einmal in den Laden. Peter ist mit reingekommen: "Suche dir eine aus, ich möchte sie dir schenken". Oh wie lieb !! Einmal orange bitte! Ganz herzlichen Dank! Ein Unikat. Das hätte ich so nie wieder gefunden.

 

Glücklich mit der Lanpe im Gepäck sind wir an den Lopausee gefahren, Geheimtipp für Stellplätze, nicht zu sehen von der Straße, keine Hinweisschilder. Schnell hatten wir einen schönen Platz gefunden, Tisch und Stühle raus, Flasche Rotwein und in der untergehenden Sonne gucken, wer noch so angerollt kommt. Bei Nummer 10 fing es leicht an zu regnen. Aber diesmal hatten wir Fernsehempfang, genug Sonnenstrom im Kasten und Peter hat einen Tapas-Teller mit Baguette für uns gezaubert. Ein großer Teller, zwei Gabeln. Lecker.

 

 




 

Am nächsten Morgen standen schon 20 Womos da und ein Bäckerwagen fuhr hupend ein. Plötzlich große Mobilmachung, überall rappelten und wackelten die Wagen, Tritte ausfahren und notdürftig bekleidet, ohne Schuhe oder nicht gekämmt Schlange stehen. Wir haben alles und können zuschauen. Was für ein Service in der Prärie!

Der Lopausee liegt glatt da, Wolken und Bäume spiegeln sich, Familien machen Picknick an Banktischen, Kinder spielen auf dem Spielplatz oder klettertn auf einem Parcourt, nutzten Wasserpumpen. Der See ist flach und klar, hat aber in der Mitte eine Badeinsel. Zu kalt heute. Wir laufen ein paar Kilometer um den See herum, trinken etwas in einem kleinen Gartenlokal und machen uns auf die Heimreise.
Wir waren auf dieser Tour nie weiter als 70km von Verden weg.

 

Insel Poel

Habe mich spontan entschlossen, meinen Freund Peter heute zur Insel Poel (westlich von Wismar) zu begleiten im Wohnmobil. Um 5 Uhr geht es schon los. Eine schöne Fahrt, vor allem der Damm zur Insel Poel. Blaues Wasser, hunderte Schwäne und Gänse in Kolonien. Der Standplatz/Parkplatz war leider nur in der Sonne möglich (die Schattenplätze hatte ein Zirkus belegt), aber ich konnte mir den Stuhl dahinter zum Lesen in den Schatten rücken, nachdem ich Peter und seinen Freund zum Anleger begleitet hatte. Mit dem Kajütboot "Seehund" stachen sie dann in See zum Angeln.




Zwischendurch bin ich mal einkaufen gegangen, war ja alles so nicht geplant. Einige Zeit habe ich in der kleinen Kirche in Kirchdorf verbracht, war so schön kühl .


 

Arme Scholle, fangfrisch tot


Gegen 17:00 bin ich wieder zum Anleger. Den Fisch hat der Freund mitgenommen, hat eine FeWo auf der Insel und kann einfrieren.
Eigentlich war geplant, noch einmal loszuziehen, aber ich war etwas fertig von der Hitze und müde auch. Unmöglich, in dem überhitzten WoMo ein paar Stunden Schlaf nachzuholen, wie ich es gedacht hatte.

Über Nacht sind wir auf dem Parkplatz geblieben, weil der Campingplatz gegenüber so voll war. Lohnte nicht wirklich. Ganz spät abends bekamen wir sogar Nachbarn, die morgens mit Kaffeebechern in der Hand auf einen Klönschnack vorbei kamen.




Wir haben einen Spaziergang zum Strand gemacht, das Dorf angeschaut, einen anderen Hafen und dann weiter nach Wismar.


Schade, dass ich die Bilder für die Collage/Homepage immer so klein machen muss, dass sie verpixeln...






Den Dom habe ich nun wieder nicht gesehen, war doch ziemlich weit von unserem mühsam ergatterten Hafenparkplatz weg. Dafür begann dort gerade die Schwedenwoche, viele interessante Buden und Karussells, Fischbrötchen- und Bierstände, Dampfschiff und Kreuzfahrtschiff. Leider bei Regen, aber wir waren wetterfest ausgerüstet und irgendwann hörte das auch auf.




Die Rückfahrt ging bis Hamburg gut ... und dann Stau ohne das ein Ende absehbar war. Mindestens eine Stunde hat uns das zurückgeworfen und der Rest bis Verden war dann auch stauig wg Berufsverkehr.
Dafür konnten wir abends im Garten unter dem Weinlaub noch lange draußen sitzen und die Ruhe genießen. 




 




Juli 2023 : Fedderwardersiel - das erste mal im Wohnmobil

Gerade hatte ich meinen alten Kollegen Peter wiedergetroffen, mit dem ich vor mehr als 30 Jahren zusammen im Büro gesessen habe. Wir haben uns immer gut verstanden, viel geneckt und dann leider durch Versetzungen aus den Augen verloren. Er wohnt gar nicht weit von mir in Scharnhorst. Wir haben einen langen Nachmittag zusammen Kaffee getrunken, vom Tod unserer Ehepartner/in erzählt und beschlossen, dass wir uns auf jeden Fall mal wieder treffen wollen.
Er plante gerade Fedderwardersiel für das nächste Wochenende. Ich habe ihm an seinem Ankunftstag von zu Hause eine Whatsapp geschickt, dass dort gerade Hafenfest ist. Er wollte nämlich nur Krabben vom Kutter kaufen und weiter.  Zurück kam: Komm her! Nee, ja ..das geht doch nicht ... und dann habe ich alle Bedenken über Bord geworfen, ein paar Sachen gegriffen, ins Auto und los. Bloß nicht darüber nachdenken!
In Fedderwarden angekommen, wusste ich gar nicht wohin. Erst einmal per App gefragt und Einweisung zum Standplatz bekommen. Die Situation war für uns beide ungewohnt aber vertrauensvoll, da fühlte ich mich sicher. So ganz fremd war mir mobiles Wohnen ja nicht, Horst und ich hatten 20 Jahre lang einen Wohnwagen (meistens fest) am Flugplatz stehen ...

 






Ich hatte ein richtig schönes Wochenende mit Hafenfest, Schiffe gucken, gaaanz viel Krabben mit Rührei, guten Gesprächen, kleinem Konzert abends. Und es war der Beginn einer schönen, tiefen Freundschaft.
 
 

















 


 
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